Hallo an alle Hecktriebler.
Mein Name ist Thomas, ich lebe und arbeite in Meran im schönen Südtirol ( Italien für die, die es nicht kennen) und bin zum Taunus gekommen wie die Jungfrau zum Kind.
Nach etlichen BMW M3 , ein E36 3.2l Cabrio habe ich noch, einer Alfetta 2000, einen T4 mit Camperumbau und einer Yamaha R1 ist nun seit 3 Wochen auch ein Taunus TC in meiner Garage.
Es handelt sich hierbei um einen Knudsen Bj 73 mit 150.000 oder 50.000Km.
Das weiß keiner so genau, er war nachweislich bis 2002 in Erstbesitz und vollkommen original, der 2e Besitzer hatte ihn bis Anfang Juni und hat ihn dezent "getunt"
Ach ja, der Taunus durfte sein Leben in schönen Süden Italiens in Bari verbringen, war stets in einer trockenen Garage und ist absolut Rostfrei. Er wurde wie bereits erwähnt vor 15 Jahren vom Vorbesitzer Liebevoll getunt und aussen neu lackiert.
Der Lack ist heute noch Top, hat nur ein paar kleine Türöffnungsdellen von lieben Mitmenschen erhalten. Mein Lackierer war und ist allerdings begeistert vom guten Lackzustand und von der Arbeit, hätte er den Süditalienieschen Kollegen nicht zugetraut.
Es handelt sich um einen 1.3 mit 4 Ganggetriebe, montiert wurde allerdings ein 1.6er von nem Capri mit Kent-Nockenwelle und einem Fächerkrümmer den ich erst noch identifizieren muß. Sieht aber sehr gut und irgendwie englisch aus.... . Der Kopf wurde bearbeitet und einatmen darf er durch 2 40er Weber Doppelvergaser mit Benzindruckregler und Filtersystem von Filter King.
Felgen müssten originale RS sein in 13 Zoll. Das coole daran ist, daß in Italien damals die Reifenbreite nicht eingetragen war, somit sind vorne 185/60/13 und hinten 205/60/13 legal montiert. Allerdings DOT 2002....
So und jetzt die Story wie ich zu dem Auto kam. Es war spät Abends und ich war auf einer in Italien sehr bekannten Gebrauchtteileseite unterwegs um Teile für meine italienische Zicke Alfetta 2000 zu suchen.
Auf einmal sah ich die Annonce von dem Ford, Farbe Orange, 80er jahre Tuning mit Recaros, Schüssellenkrad, 13 Zoll und nem gemachten Motor der zwar viel Radau macht aber nicht wirklich die Butter vom Brot zieht.... Dafür verbrennt er um so mehr Sprit und zieht den Hass der Grünen auf sich. Den musste ich haben.
Zum Glück sind wir hier zweisprachig und so saß ich 2 Tage später mit nem Kumpel im Flieger von Verona nach Bari, Bargeld und Motivation waren ebenfalls mit an Bord.
Nach 2 Stunden Flug hat uns der Besitzer des Taunus mit nem klischeehaften Fiat Panda am Flughafen abgeholt und wir sind zu ihm nach Hause etwas außerhalb Bari´s gefahren.
Für die, die jetzt an Mafia und Gefahr denken kann ich nur sagen, es gibt kaum herzlichere und gastfreundlichere Menschen als Süditaliener und manchmal braucht es Glück, Menschenkenntnis und Gottvertrauen im Leben um etwas neues zu erleben.
Der Taunus präsentierte sich besser als gedacht, Karrosse tiptop und der innenraum zwar nicht original aber in tadlelosem Zustand. Unterboden ist absolut Rostfrei, selbst die Reserveradmulde ist fast wie neu und UNLACKIERT. Auch der Tankdeckel innen sieht aus wie neu
Dann zur technischen Seite, ab hier wurde es etwas schwierig. Da ich den Wagen auf eigener Achse 1.200Km!! nach Meran überführen wollte, vielen mir die spröden 2002er Reifen etwas negativ ins Auge. Aber ok, etwas mehr Luftdruck und Tempo 100 werden sie schon haltbar machen...
Dann kurzer Motorcheck, sah gar nicht schlecht aus. Läuft so seit fast 15 Jahren und circa 5.000Km und sah auch genau so aus.
Ich vorne am Motor, der Besitzer lässt ihn an und ..... Der Bock läuft auf 3 Zylindern, schmatz aus den Vergasern und schüttelt sich daß einem schlecht wird. Er sagt ist normal und wird später besser.... naja....
Also erst mal kurzer Check, ab 2.500 Umdrehungen wirds besser. Er fährt ihn warm und nach 10 min läuft er auf 3,5 Zylindern. ich denk mir also Scheiß drauf und fahr selbst ein Stück um ein Gefühl über Getriebe und allgemeinem fahrverhalten zu kriegen und siehe da, bis auf den unrunden Motorlauf funktioniert alles relativ normal.
ich also zurück und nach Rücksprache hat er mir erlaubt vor der Kaufentscheidung einige Sachen zu checken. Dabei hat er mir erzählt daß er den Taunus zwar Besitzt und gefahren hat aber die technische Seite sein Bruder über hatte. Hatte deshalb, weil dieser vor 2 Jahren bei einem Motorradunfall ums Leben kam und er selbst kein Schrauber ist.
Kurze Träne vergossen und mit ihm, meinem Kumpel und seiner Familie auf den Bruder angestoßen. Vielleicht ist es Aberglaube aber ab da wurde es besser
Ich habe also den Verteiler abmontiert, die Kontakte eingestellt, die Düsen ausgebaut und gereinigt, 4 neue Zündkabel+Kerzen organisiert und versucht alles so gut wie möglich nach Gehör ein zu stellen.
Bin kein Vergaserspezialist aber er hörte sich irgendwann gut an und lief einigermaßen. Wassertemperatur war stets ok, ein kleines Leck konnte durch tauschen der Schelle am Kühler behoben werden.
Wasserpumpe und Zahnriemen waren nachweislich circa 5 Jahre alt und so habe ich nach einer durchzechten Nacht mit reichlich Rotwein und gutem Essen beschlossen auf gut Glück zu starten.
Und was soll ich sagen, bis auf ein paar Kleinigkeiten sind wir problemlos über 3 Tage lang täglich 300 - 400 Km von Bari nach Meran gefahren. Der Taunus läuft zwar nicht perfekt aber er hat uns sicher und entspannt heim gebracht. Jetzt steht er neben dem M3 und wartet auf seine Instandsetzung. Und hierfür werde ich sicher von euch einige nützliche Tipps brauchen, ich bin nämlich mehr so der BMW Schrauber....
Hier noch ein paar Bilder von unserem Abenteuer. Im Nachhinein betrachtet muß ich zugeben dass ich, hätte ich ihn mit dem Hänger geholt, nicht so eine emotionale Bindung zu dem Ford hätte. Und mit dem Ex-Besitzer habe ich bereits vereinbart daß er nächstes Hochfliegt und wir eine Alpentour machen. Damit er nicht nicht immer nur das Meer sieht :-)