OHC Zylinderkopfschrauben

  • Moin hab hier mehrere OHC Motoren liegen und wollte jetzt aus 2 einen machen.


    Jetzt die Frage.

    Alle Motoren haben Torxschrauben der Firma KAMAX mit der Nummer 110. Google spuckt nichts aus zu den schrauben und ich würde gerne wissen ob das Dehnschrauben sind oder nicht.


    Gruss ?‍♂️

  • So isses nicht ganz, darüber bestimmt der Hersteller!


    Nach meiner Erfahrung keine Unterschiede im Verhalten der Innenseckskant-/Innenvielzahn- und Torxschrauben, letere wurden eingeführt, um den Kunden nach ZKD-Wechsel den zusätzlichen Weg in die Werkstatt zu ersparen (Nachziehen der alten Schrauben nach Setzen der Dichtung).


    Es hilft übrigens bei den Murx-... äh ... TOrx-Schrauben, die vorgeschriebenen Setzzeiten (30min?) vorm Endanzug deutlich länger anzusetzen, z.B. über Nacht....

    Diese Schrauben wurden drehwinkelgesteuert angezogen. Nach Anzug mit einem Drehmoment werden dies Schrauben pauschal um bestimmte Winkel nachgezogen, z.B. 1 x 180°, oder 2 ° 90°.


    Bei Ford gab es eine hausinterne Verfahrensweise, um das eigentlich erforderliche Nachziehen bei Inbusschrauben zu vermeiden: Im letzten Durchgang wurde mit 130 Nm angebrummt ...

  • Eine Schraube dehnt sich auch ein zweites mal.

    Dehnt sich denn eine Dehnschraube wirklich überelastisch? Mir ist diese Dehnschraubenbehauptung suspekt. Die Hersteller mögen es nämlich wenn man viel kauft.

    Der verjüngte Schaft dient lediglich dazu, die Gesamtdehnung (die elastische!) zu vergrößern, damit es weniger Vorspannverluste gibt bzw damit die Dehnungsamplitude (durch den Druck im Zylinder = Zug auf die Schraube) den kleineren Teil der Gesamtbelastung darstellt.

    Die Amplitude ist nämlich der Schädigende Faktor, nicht das einmalige zu feste anziehen.

    Das heißt, Kopfschrauben sollten bis kurz vor Ende ihres elastischen Bereichs angezogen werden damit die schwingende Belastung durch die Dehnungsamplitude kaum mehr ins Gewicht fällt.

    Eine Schraube, die sich überelastisch dehnt, ist beschädigt.


    Grüße, George

  • Ich meine eine Schraube ist nicht ermüdet, denn sie ist "dauerfest ausgelegt" d.h. wenn sie 10 Mio Lastwechsel erreicht, dann erreicht sie auch 1000 Milliarden usw. Man kann das sehr genau berechnen, ich denke die Schrauben in den alten Ford Motoren halten ein vielfaches von dem aus, was ihnen im Motor zugemutet wird. Man denke da nur an moderne Turbomotoren deren Schrauben ehre an die Grenzen kommen.

    Übrigens, japanische Hersteller geben oft Kopfschrauben zur mehrfachen Verwendung frei, diese Wechselvorschrift klingt für mich sehr konsumorientiert und ich kann sie nicht physikalisch belegen.

  • Eine Schraube dehnt sich auch ein zweites mal.

    Dehnt sich denn eine Dehnschraube wirklich überelastisch? Mir ist diese Dehnschraubenbehauptung suspekt. Die Hersteller mögen es nämlich wenn man viel kauft.

    Der verjüngte Schaft dient lediglich dazu, die Gesamtdehnung (die elastische!) zu vergrößern, damit es weniger Vorspannverluste gibt.

    Sehe das genauso.

    Und überelastische Dehnung wäre ja Streckung, dann müsste das Streckschraube heissen - und das wäre eigentlich völlig sinnfrei, es ist ja bekannt, dass nach fest ab kommt.

  • GP, da hast du meines Erschtens nach Unrecht.

    Eine Schraube wird auf ein bestimmtes Drehmoment angezogen und dann um z.B. 90 Grad weitergedreht. Dabei wird sie mehr oder weniger definiert überstreckt, deshalb heißt sie ja auch Dehnschraube. Die Belastung der die Schraube im Betrieb ausgesetzt ist nicht so groß als dass sie weiter gestreckt wird.


    Wenn man die Kopfdichtung macht und die Schrauben wiederverwendet kann es sein dass man beim erneuten Anziehen die Schraube zu arg dehnt und die Schraube versagen kann. Kann, aber nicht muss.


    Mercedes gibt zum Beispiel bei den Kopfschrauben des M102 vor dass die Schaftlänge nicht über ein Maß x betragen darf. Wenn kürzer kann man sie mindestens einmal noch wiederverwenden. Bei beiden Motoren der Baureihe die ich aufgemacht habe sind die Schrauben ausreichend kurz, scheint dementsprechend wohl der erste Durchgang gewesen zu sein.

    bei den Pleuelschrauben schreiben sie vor dass der Schaft nicht dünner als Maß y sein darf, deshalb werde ich die ebenfalls wieder einbauen.


    Ford hat sich einfach nicht die Mühe gemacht das genau zu definieren da das Auto beim erstmaligen Leerfahren des Tanks schon einen wirtschaftlichen Totalschaden darstellt.

  • Diese Dehnung spielt sich definitiv im elastischen Bereich ab, plastische Dehnung würde ein Versagen der Schraube bedeuten. Zwar gibt es bei Groß-Motoren Dehnschrauben, die bis an die plastische Dehngrenze heran angezogen werden, sich aber bei Inbetriebnahme nur ganz geringfügig plastisch verformen und dadurch quasi "in den elastischen Bereich zurückfallen". Der Betriebszustand der Verschraubung ist aber definitiv im elastischen Bereich!


    Die Dehnschrauben wirken bei korrektem Anzug also prinzipiell wie eine Zugfeder. Wenn die Erwärmung oder Abkühlung des Motors zur Änderung von Maßen führt, "macht die Schraube das mit" und die Spannkraft bleibt konstant(er), als bei Standardschrauben. Auch deshalb muss der Kunde nicht, z.B. nach 1000km, nochmals in die Werkstatt und braucht Ersatzteile, wie Dichtungen / muss Arbeiten bezahlen.


    Beim YB-Cosworth kam es bei Überhitzungen oft zur Rissbildung in den Blöcken im Bereich der ZKD-Bolzengewinde, (Das waren zunächst ausgesuchte OHC-Blöcke, 205er Guß, später Spezialblöcke, 200er Guß) Dehnschrauben können diee Erscheinungen nahezu vollständig eliminieren.


    Auf Kosten der Mehrfachverwendung erhält man eine technisch und zeit/kostenmäßig (leicht) überlegene Lösung. So selten, wie im Alltagsbetrieb Arbeiten wie Ersatz der Zylinderkopfdichtung oder Einstellung der Steuerzeiten bei älteren Dieselmotoren (deren Zahnriemenräder oder Steuerkettenzahnräder präzise auf Kekelwellen ausgerichtet und mit Dehnschrauben geklemmt werden) vorkommen, kann man mit den Kosten leben. Ein Dragster-Team, das den knallheißen Motor oft direkt nach dem Rennen zerlegt und Teile erneuert, würde das anders sehen. Die gehen eher in Richtung hochfester Stehbolzen, á la ARP ...


    Das Drehwinkel-gesteuerte Anziehen ist schlicht etwas genauer, als die reine Drehmoment-Methode.

  • Wenn keine plastische Verformung ins Spiel kommt, warum dann die Schrauben nicht wie ne normale Schraube wiederverwenden?


    Warum gibt Mercedes vor dass man die Schraube bis zu einer Länge x verwenden darf?


    Längenänderung -> plastische Verformung.



    Beim Rest (elastische Zugfeder etc) hast du natürlich voll und ganz Recht!


  • Das stimmt natürlich alles.

    Für mich deutet das darauf hin, dass die Dehnschraubem beim KORREKTEN Anziehen wiederverwendbar sind, bei inkorrektem Gebrauch aber leichter gestreckt werden und dann Müll sind.


    Ausserdem wird die Schraube ja auch beim Ausbau extrem belastet, ich denke hier liegt der Hase im Pfeffer.

  • Das Drehwinkel-gesteuerte Anziehen ist schlicht etwas genauer, als die reine Drehmoment-Methode.

    Sehe ich nicht so.

    Um einfach mal eine Zahl zu greifen, sagen wir 120Nm. Du ziehst also einen ZK-Bolzen mit 120Nm an und drehst 1/4-Umdrehung weiter.

    Was passiert? Du erhöhst den Drehmoment, mit dem Du den Bolzen festknatterst. Und zwar auf einen astronomischen Wert. 350, 400Nm? Oder doch nur 200Nm? Ich weiß es nicht, aber ich weiß es ist ordentlich viel. Könnte man feststellen, wenn man wollte. Ist letztendlich aber nicht wichtig.


    Nur, der Hersteller, egal ob der von Motor oder Bolzen, könnte, wenn er diesen Drehmoment benennen würde, genauso gut sagen, zieh die Bolzen mit, say, 350Nm an. Ist das dann ungenauer als 120Nm + 90°?

    Nein, es wäre exakt das gleiche, um beim Beispiel zu bleiben.

    Augenwischerei, die aber den Vorteil hat, dem Kunden neue Bolzen zu verkaufen und die die Werkstatt davor bewahrt, den scheisseteuren Drehmomentschlüssel aus der LKW-Abteilung kaufen zu müssen.


    Ohne Frage zieht ein Bolzen zwei Bauteile deutlicher zusammen, je fester der Bolzen angeknallt wird. Egal nach welcher Formel man auf diesen Drehmoment kommt. Und ohne Frage hat der Bolzen dabei Stress. Egal ob 120Nm oder 350Nm, der Bolzen wird gedehnt. Wenn das grenzwertig wird ist es natürlich sicherer, den Bolzen zu tauschen.


    Beim Drehmoment geht es darum, daß

    a) Schrauben oder Bolzen gleichmäßig angezogen werden und bsp im Zylinderkopf keine Spannungen entstehen.

    b) Schrauben oder Bolzen nicht durch Überstreckung beschädigt werden.

    c) zwischen den Bauteilen liegende Dichtungen oder die Bauteile selbst, wie Ventildeckel, nicht beschädigt werden.

    Der vorgeschriebene Drehmoment gibt jedem Arm die gleiche Kraft.

    "Fest" bekommt man die Bolzen auch aus dem Ellenbogen heraus. Nur das korrekte Gefühl, wie fest ein Bolzen tatsächlich ist, haben die wenigsten. Vor allem nicht jene, die das großmundig von sich behaupten.

  • Ähm, man kann das mit na Messuhr einfach messen:michi:

    Gibt von Arp extra Messuhren zum anziehen von deren Schrauben.

    Wurde auch schon mehrfach von vielen Leuten gemessen, dass sich die Schrauben z.T. Plastisisch verformen.


    Mafijoosi93 du müsstest das bei dir in der Firma doch messen können, oder?

  • Mir ist wohl klar, daß man das messen könnte, aber ich habe gerade das Gerät nicht hier und selbst wenn, interessiert mir der tatsächliche Wert so wenig, daß ich auch keinen Versuchsaufbau starten würde. :michi:

  • Es gibt bei Stahl einen Verfestigungsbereich. D.h. in unserem Fall die Schraube dehnt sich, verjüngt sich und an dieser Stelle und es tritt eine Verfestigung ein, so dass die Last nun etwas gesteigert werden kann. Aber das macht bei einer Kopfschraube keinen Sinn. Kopfschrauben sollen sogar eher elastisch sein. Bei älteren Motoren kann man sogar beobachten, dass die Schraube doppelt so lang war wie nötig, und es wurde eine lange Hülse unterlegt. Dadurch hat man den elastischen Bereich noch weiter vergrößert (mehr Schraube = mehr elastische Dehnung)

    @Mafiaboss:

    -was der Daimler macht, gemacht hat usw muss nicht alles gut sein. Ich habe ja u.a. Zylinderköpfe, Motorblöcke, Motorhalter und anderen Scheiss für den Daimler geprüft und saß manchmal den ganzen Tag mit den Affen am Tisch und keiner hat was geblickt. Da kamen dann solche Dehnschrauben bei raus.

    Einmal sollte ich einen Motorhalter prüfen, den Prüfaufbau planen, eine Maschine aussuchen, alle Vorrichtungen zeichnen und in Auftrag geben. Ich hab gefragt: ist der Motorhalter für A/B Klasse? Keiner wusste das so recht und auch nicht warum ich frage. Hat auch keiner verstanden, dass es bei der Belastung einen Unterschied zwischen Frontantrieb und Heckantrieb gibt und die Lastrichtungen und Winkel andere sind. Alle haben sich auf Ihre Angaben in den Lastenheften bezogen die aber einfach immer nur "vom Vorgänger" waren bis zurück in die Zeit der reinen Hecktribler. Solche Dehn-Leute gabs da grad genug....


    Baut jetzt wieder die OHC Schrauben ein und zieht sie deutlich fester an, dann brechen sie seltener! Um so höher die statische Last, desto geringer fällt nämlich der dynamische (schädigende) Anteil aus!

  • Ich erinnere nochmal an die 13 Euro.


    Ist mir latte, ob ich die machen muss, soll, kann oder darf. 13 Euro sind mir die Zeit nicht wert, mir darüber nen Kopp zu machen, ob oder ob nicht.

    2ct2ct

  • Leute, ich spiele gerne mal wieder den Krümelkacker.

    DEN Drehmoment erfahrt Ihr, wenn Euch das Heck überholt. Die Schrauben bekommen lieber DAS Drehmoment.


    Ansonsten: plastische Dehnungen sind bleibende Verformungen, die auch nach Wegnahme der Belastung bestehen bleiben. Elastische Dehnungen gehen dahingegen vollständig zurück, wenn die Belastung auf Null reduziert wird. Die Gesamtdehnung setzt sich immer aus einem elastischen und einem plastischen Anteil zusammen, letzterer ist aber manchmal auch gleich Null.

    Um in den plastischen Dehnungsbereich zu kommen, muss ich daher vorher immer den elastischen Bereich komplett durchlaufen. Das könnt Ihr merken, wenn Ihr ein Blech biegen wollt: Ihr müsst das Blech IMMER ein ganzes Stück weiter biegen als benötigt, weil es anschließen immer ein Stückchen zurückfedert.

    Und ja, bei den Bolzen sollte die Belastung, die im Betrieb entsteht, immer klein sein im Vergleich zur Belastung beim Anziehen. Weil ich ansonsten Gefahr laufe, bei jeder Belastung ein kleines bisschen mehr Verformung in den Bolzen einzutragen und dieser dann recht bald bricht. Stichwort Ermüdung / Ermüdungsfestigkeit.