Geschichten ausem Stau

  • Was für ein Tag. 760 Kilometer Fahrt durch Stau und Hitze in 10 Stunden - und man ist wieder da, wo man losgefahren ist. Nur nicht mit dem selben Auto.
    Würzburg, heute etwa 17 Uhr: Dreispuriger Stau in sengender Sonne Richtung Nürnberg. Völlig normal, erfahre ich später. Ist da jeden Tag. Die Abschlepper haben die Strecke deswegen unter sich in kleine Abschnitte aufgeteilt.
    Mich erwischt es kurz vor der Abfahrt Kist. Die Temperaturanzeige klettert langsam aber kontinuierlich Richtung roter Bereich. Ich bin zwar eher der "der Spritt reicht vielleicht doch noch bis zur übernächsten Tankstelle"-Typ - aber in diesem Fall (Stau bis zum Horizont) fahre ich rechts ran und hole die 1,5 Liter Pulle Frostschutz raus. Bei laufendem Motor natürlich.
    Als ich in den geöffneten Motorram blicke, stelle ich die Pulle gleich wieder weg. Überall tropft es, da ist mehr Wasser auf als im Motor.
    Nachdem der Motor aus ist, bestätigt ein Griff an den Lüfterflügel das Ende der Ausflugspläne für das Pfingstwochenende. Das Lager der Wapu ist nicht mehr vorhanden.
    Wer mich kennt, weiß, dass ich Handy-Hasser bin. Der Bullifahrer aus Thüringen, der gerade im Zeitlupentempo an mir vorbeirollen will, ist das zum Glück nicht. Und er ist so nett, auf mein Winken hin rechts ranzufahren und mir seinen tragbaren Kleincomputer zwecks Telefonat mit der Schadensstelle der PROVINZial zu überlassen. Da bin ich nämlich versichert. Und das heißt bei denen grundsätzlich: inklusive Schutzbrief.
    Dummerweise ist die Dame am anderen Ende der Leitung nicht davon zu überzeugen, dass mein Wagen bei ihrer Versicherung versichert ist. Das Kennzeichen sei nicht im Computer, die Vertragsnummer auf dem kleinen Kärdchen, das die Versicherten für den Schadensfall bekommen, sei inaktiv. Mein Einwand, dass ich den Wagen erst vor 14 Tagen zugelassen habe und die Daten vielleicht deswegen noch nicht erfasst sein könnten, wird scheigend hingenommen. Ändert aber nix an der grundsätzlichen Haltung. "Wir lassen Sie nicht abschleppen."
    Ich werde langsam ungehalten. Die Sonne brütet, der Wagen tropft, der Thüringer und seine Frau sind gestresst und mein Schweiß tropft an ihrem Handy runter.
    Ob sie mich denn nun allen Ernstes in der Sonne, im Stau am Pfingstwochenende einfach auf der A3 stehen lassen wolle, frage ich sie.
    "Ich soll ihnen einen Abschlepper rufen?" Mein linkes Auge fängt zu zucken an, weil der Schweiß vom Handy einen anderen Weg nach unten gefunden hat. "Ja, natürlich. Meine Möglichkeiten, des selbst zu tun, sind gerade etwas eingeschränkt."
    "Den müssen Sie dann aber bezahlen."
    "Nein, den werden Sie bezahlen, das wissen Sie nur noch nicht - aber ja: Ich werde das vorstrecken."
    "Na gut, ich verbinde Sie."
    Es folgt ein kurzes Gespräch mit einem offensichtlich desinteressierten Kollegen der Dame, der mich dann mit einem Abschlepper verbindet.
    Der Pole, der knapp eine Stunde später gegen 18 Uhr eintrifft, ist seit 11 Stunden auf dem Bock und völlig übermüdet. Den Granada auf meine Kosten zu mir nach Hause fahren, gehe gar nicht. Zu weit, er über Pfingsten alleine für die Autobahn zuständig - wir einigen uns darauf, dass der Wagen auf dem Gelände des Abschleppdienstes abgeladen wird. Ungefähr 32x werde ich darauf hingewiesen, dass dies 14 Euro pro Tag kostet (das Abschleppen war irgendwo bei 240 Euro). Meine Zuversicht, dass das die Versicherung wird zahlen müssen und der Wagen auch noch bei mir daheim abgeliefert werden wird, nach Pfingsten, teilt der junge Mann ganz offensichtlich nicht.
    Aber er ist nett und kutschiert mich über die Dörfer zu einer bayerischen Tankstelle, die über eine Abstellkammer verfügt, in der Europcar residiert.
    Weitere 45 Minuten später fährt eine junge Dame mit gestylten Fingernägeln und einem teuren Audi mit HH-Kennzeichen vor und eröffnet das Büro. Ja, ja, der Hof sei voller Fahrzeuge - davon seien die meisten aber noch nicht getankt und gereinigt. In der Tat stehen knapp 30 Fahrzeuge aller Größen mit HH-Kennzeichen auf dem Vorhof der Tankstelle. Die günstigen sind aber wohl leider noch alle nicht gereinigt, erfahre ich. Zur Auswahl stehen ein Insigina für 180 Euro pro Tag und ein Astra Kombi für 150 Euro.
    ich entscheide mich für den günstigeren Wagen, weil ich ahne, dass die ein weiteres Thema für die ausstehende Diskussion mit der PROVINZial sein wird. Selten war ich so froh, über eine Kreditkarte zu verfügen. Hätte ich keine Tochter, hätte ich diese vermutlich längst abgeschafft - und wäre nun zum Sozialfall in Bayern geworden.
    Ich freue mich schon auf das Gespräch mit der Dame der Versicherung vor Ort, die mit die Versicherungsnummer ausgehändigt hat. Vielleicht kann sie mir ja erklären, wie ich ein Auto anmelden konnte, das angeblich gar nicht versichert ist. :seuffearbeit:

    2 Mal editiert, zuletzt von jj ()

  • schöne scheiße! So stellt man sie so ein Wochenende nicht vor. Wenn meine Versicherung mir so eine scheiße erzählen würden würden die von mir ordentlich Feuer bekommen! Bin gespannt wie sie auf die Frage Antworten, wie du das Auto anmelden kannst wenn es nicht versichert ist. Ich hoffe du hast die Versicherung bezahlt und den neuen Vertrag unterschrieben.

  • Wird schon klappen . Aber war ne ADAC PLus Mitgliedschaft nicht sinnvoller als der Schutzbrief , die bringen dich und deinen kahn bis nach hause oder in ne wunschwerkstatt.

  • Wird schon klappen . Aber war ne ADAC PLus Mitgliedschaft nicht sinnvoller als der Schutzbrief , die bringen dich und deinen kahn bis nach hause oder in ne wunschwerkstatt.

    Jenau. Wenn mir der Kombi gleich verrecken sollte auf der Bahn bringt der ADAC ihn heim zum Goose.

  • Ich hatte vor einiger Zeit meinen Schutzbrief gekündigt und wollte eigentlich zum ADAC; dann kam aber der Skandal und ich habs bis heute nicht geschafft dort beizutreten!
    Als ich nun vor einigen Wochen mit meinem OSI nach Straßburg unterwegs war hatte ich irgendwie ein mulmiges Gefühl...
    Wenn jetzt die Karre abkackt stehste dumm da......
    Werde also den Gedanken über eine Mitgliedschaft mal wieder aufnehmen!

  • Geht doch bestimmt auch so


    -Karre bleibt stehen
    -ADAC anrufen
    - ADAC kommt
    - und vor Ort Mitglied werden


    ???


    P.s ich habe schon mehrmals meine ADAC Plus Mitgliedschaft in Anspruch genommen und noch nie Probleme gehabt

    Einmal editiert, zuletzt von timtom ()

  • Ich hab wie gesagt automatisch einen Schutzbrief in meiner Versicherung. Die zahlt ausdrücklich auch für den Rücktransport von Auto und Insassen.
    Wenn man denn im Computer steht....
    Die Versicherung vor Ort hat heute übrigens geschlossen. Also steht der Granni schon mal bis Dienstag in Kist und produziert weitere Kosten.

    2 Mal editiert, zuletzt von jj ()

  • In den ADAC eintreten wenn der Schadensfall da ist geht, aber nur mit normaler Leistung.
    Plus Mitgliedschaft zum europaweiten Heimtransport von Fahrzeug und Insassen muss vor dem Leistungsfall bestehen.

  • Auch bei ADAC+ wird man nur in die nächstgelegene Werkstatt geschleppt,
    wenn der Schaden dort binnen 12 Stunden (oder waren es 24) behoben werden kann.

  • Nö. Ich lass den Wagen grundsätzlich zu mir in die Halle bringen. Bin seit 22 Jahren da und hab das schon einige Male nutzen müssen. Selbst in Koblenz und in Goslar gab's die Heimreise und die Lieferung zu mir. Als die Teile einmal um die Weihnachtszeit nicht vor 24 Stunden zu bekommen waren, gab's für den Rest des Urlaubs einen Leihwagen. Damit bin ich dann auch nach Hause, der Wagen wurde repariert nachgeliefert. Auch hier im Umkreis gab's nur die Frage "wohin fahren wir?" - "zu mir, in die Halle." Probleme gab's damit nie.

  • ADAC bewegt sich auf dem gleichen Level wie ATU oder Smart. Geht gar nicht! Insbesondere wenn man einen Schutzbrief hat.


    An dem Stau bin ich auch vorbeigekommen. Allerdings erst gegen acht und in der anderen Richtung. Und ja, das ist ein tägliches Drama, weil es immer aufs neue zu kompliziert ist, den Verlust einer Fahrspur am Anfang einer Baustelle zu verkraften. Aber irgendwann in fünf Jahren wird es bis Dettelbach dreispurig weitergehen...

  • Selbst wenn meine Versicherung einen Schutzbrief inbegriffen hätte, ich bin auch seit Ewigkeiten im ADAC, natürlich plus-Mitgliedschaft.
    Probleme gabs seitdem genau einmal, als mir der Fahrer des Abschleppwagens, der seine abnehmbare AHK nicht angebracht bekam und deswegen noch einen Kollegen gerufen hat, damit der dann meinen Anhänger anhängt, erzählen wollte mein Auto hätte einen Kopfdichtungsschaden, das wäre ein wirtschaftlicher Totalschaden und dann würde das Auto nicht nach Hausee gebracht.
    Also hat er mich zum Hof des Abschleppunternehmens mitgenommen.
    Dort angekommen lies sich der Chef meine Mitgliedskarte zeigen und fragte den Fahrer dann nur "warum die Leute noch nicht auf dem Wag nach Hause sind"
    Also wurde vor Ort die AHK angetüddelt, mein Trailer mit weiterem Auto drauf angehängt und das ganze zu mir nach Hause gebracht.


    Der Kopfdichtungsschaden war dann übrigens ein zusammengefallener Kat.

  • Ich hatte das Vergnügen :nick: den "Verein" von innen zu sehen. Natürlich nur einen kleinen Bereich, aber genug um Strukturen kennenlernen zu dürfen.

  • Wie man nach dem Skandal (und eigentlich auch schon vorher) noch erwägen kann, dem ADAC beizutreten, ist mir ein Rätsel. Ich fahre seit 20 Jahren gut mit dem ACE. Und wenn der jetzt fünf Euro teurer sind, dann sind die für mich gut angelegt.


    Hoffe mal für dich, dass sich die Nummer schnell klärt. Nerven und Zeit hat das ja jetzt schon genug gekostet.

  • Statt der Mitgliedschaft in obskuren Lobbyvereinen oder teuer Versicherungen kann man sich auch das Geld erst mal sparen und wenn man dann liegen bleibt den Abschlepper vom Ersparten selber bezahlen. Das sollte sogar mit ollen Fords funktionieren.

  • Statt der Mitgliedschaft in obskuren Lobbyvereinen oder teuer Versicherungen kann man sich auch das Geld erst mal sparen und wenn man dann liegen bleibt den Abschlepper vom Ersparten selber bezahlen. Das sollte sogar mit ollen Fords funktionieren.


    Scheiss auf Skandale oder Lobby: ADAC plus kostet (mit Partner!) rund 'n 10er pro Monat.
    Deine beschriebene "Spartaktik" geht vielleicht auf wenn Du eine einzige Karre bewegst - was ich aber bezweifle...
    Wenn ich hochrechne wie oft wir den ADAC schon bemüht haben (nach Unfall; nach Ausfall usw.) komme ich ganz schnell drauf dass das eine "Milchmädchenrechnung" ist.


    2ct


    Gruß
    Jürgen

  • Statt der Mitgliedschaft in obskuren Lobbyvereinen oder teuer Versicherungen kann man sich auch das Geld erst mal sparen und wenn man dann liegen bleibt den Abschlepper vom Ersparten selber bezahlen. Das sollte sogar mit ollen Fords funktionieren.

    Nochmal für die langsam Denkenden: Ich zahle nix für den Schutzbrief bei der Provinzial extra. Ist mit drin. Geht nicht abzuwählen.
    Und jawolf: Bei der GEZ auf die Barrikaden gehen und dann den Verbrechern vom ADAC 120 Euro im Jahr spenden, das ist ... :nick: