Rømø Motor Festival steht an. Der Hot Rod ist fertig heißt es. Nach dreieinhalb Jahren. Fertig bedeutet aber in dem Fall nur "geht so", iser doch noch eine ordentliche Ecke von der versprochenen Zulassung entfernt. Bremse? Bremst ja. Ölwechsel? Jaja, auch das Rohr das das Öl nach oben fördert abmontiert und etwas Bremsenreininger durchgejagt? Ach wat. Kupplung justiert? Nee, kuppelt ja. Ansaugbrücke nachgezogen? Keine Spur, ist doch fest dran. Blinker? Nicht. Spiegel? Nein. Kühlkreislauf wäre auch nicht gespült wenn ich den nicht ausgesaugt und ausgekratzt hätte...
Soll aber auf der Straße fahrbar sein, und am Rennen teilnehmen können. Soso... Erste Enttäuschung wartet schon im Postfach, Rennen is' nich' weil es kein Coupé oder Roadster ist, ich darf allerdings in einer pre 1958 Area parken, und mal nicht draußen mit Hyundai und Aygo (btw, was ist das für eine behinderte Zahl, dieses 1958? Warum nicht 1959?)...
Ich vertraue der Kiste keine Spur und so wird ein Plan erstellt, erstens, ein Sommerhaus auf Rømø muss gemietet werden. Frau und der Sohnemann kommen mit. Als die Schwiegermama Wind davon kriegt wird es spontan ein Familienkurzurlaub. Ich will so nah an dem Veranstaltungsort sein wie es nur geht, falls was passiert. Das Haus ist im Endeffekt so 8 Kilometer weit weg vom Strand wo das ganze stattfindet. Geht.
Denn wird Transport organisiert, Craig, ein Freund und Arbeitskollege mit dem 30er Coupé will seinen auch nicht wirklich fahren weil er am Rennen teilnehmen darf, und sein Wagen nach der letzten Panne nicht wirklich ausprobiert wurde.
In unseren kranken Hirnen dachten Wir das Wir einen Trailer leihen, nach Ans fahren, mein Auto nach Rømø schaffen, denn zurück nach Billund und denn seinen auch noch. Kühl kalkuliert waren es 9 Stunden nur im Craigs Land Rover um das Ganze zu stemmen. Ungut.
Da fällt mir ein das ich mal eine Anzeige gespeichert habe, T.O. Maskintransport, normalerweise schippt er Traktoren durch die Gegend, also angeschrieben und die Lage geschildert: am Freitag ein altes Auto aus Ans nach Billund, zweites Auto huckepack, das Ganze nach Rømø, und am Sonntag den Quatsch einmal zurück nach Billund. Was kostet? 2100 Kronen pro Nase, also 280 Euro... Das ist nur 70 Euro mehr wie einen Trailer leihen und den Land Rover auftanken.
Craig muss nachdenken. Ich weiß das wenn Wir den Trailer leihen, denn kommt meine Karre nicht mit. Wir werden nie im Leben Lust haben die zweite Tour zu machen, deshalb frage ich den Transport Typen was es kostet nur mein Auto nach Rømø und zurück zu schaffen, der Preis ist nicht viel anders. Und nur mein Auto nach Rømø und denn siehe ich zu wie ich den zurückfahre? Typ beantwortet meine Fragen stets nett und freundlich. Zwei Tage später schreibt Craig das er dabei ist. Ich schreibe Typen an, ja, erstes Szenario, danke. Wir verabreden uns in Ans um 9.00 Uhr am Morgen. Keine Kontrakte, keine schriftliche Zusage, nix.
Der Tag der Abreise rückt näher, Urlaub ist gebucht, ungutes Gefühl im Magen. Ich schreibe den Kerl wo der Ford steht an, erzähle Ihm das ich gegen Acht auftauche um noch ein paar Kleinigkeiten zu erledigen, da schreibt er zurück das Wir ja noch sein Honorar bereden müssen. Ich schlucke. Was wird er singen? Ich meine, kurz vor acht am Freitag wird er mir wohl keine Nummer nennen die nicht aus dem Bankautomaten zu ziehen ist? Auweja...
Donnerstagabend versuche ich zu packen. Aus Gründen der Stapellogistik kann ich den Focus der Frau nicht einmal halbfertig einladen. Weil ja alles noch gebraucht wird. Die werden gegen 14.00 Uhr losfahren, und ich ja schon um 7.00 Uhr... Also packe ich den Granada. Der Plan war eigentlich mim Ghia zu fahren, aber der überlegt sich in letzter Zeit Defekte in viel zu hohem Tempo. Ich nehme mit, 5 Liter Öl, 5 Liter Wasser, Zündspule, Eimer, Lappen, Ballistol, Werkzeug, Getränke, Fallschirmrad, Sprit, Jacke, Schuhe, Klamotten, Feuerlöscher.
Die Nacht von Donnerstag auf Freitag schlafe ich exakt gar nicht. Zu viele Gedanken im Kopf, wird der Typ das Auto rausrücken? Wieviel Geld soll ich Ihm mitbringen? Wird er Transporter Typ aufkreuzen? Auweja...
0800 am Freitag, eine kurze Pause beim Bankautomaten, eine, wie ich finde, ordentliche Anzahlung gezogen, ab nach Typen. Auto steht draußen...
Und es startet sogar. Und es ist widerlich. Ich habe den ja nie gewaschen gehabt, die drei Jahre in der Scheune von dem Typen haben den nicht gerade besser gemacht. Kurz nach dem Kauf hatte ich versucht den mit Fett zu besprühen, Wir sind auf dem Land, hunderte von Fliegen haben den Ford als Ihr Zuhause auserkoren. Man kann nix anpacken ohne das es klebt oder ohne Krätze zu bekommen.
Gegen halb neun haut der Kerl ab und lässt mich mit dem Auto alleine da... Ich schnappe mir einen Eimer Wasser, wenigstens den gröbsten Staub will ich wegwischen, nach zweimal Wischen ist das Wasser Matsch und die Bürste die ich dafür benutzt habe für'n Arsch.
Um 9.00 Uhr taucht der Transporter auf, ich kann es nicht fassen, ein riesen Stein fällt mir vom Herzen, eine Freude macht sich breit. Endlich! Rømø! Hot Rods!
Kerl ist genial. Super nett, macht das jeden Tag, braucht also 3 Sekunden um das Auto fest zu schnüren. Fragt ob der Andere auch so einer ist, ja. Geil, es wird tolle Bilder für seine Firmenseite geben. Wir sagen "bis gleich" und ich fahre schon mal vor zum Craig.
Das zweite Auto wird aufgeladen. Wir machen eine Treffpunkt am Sommeraus aus, und der Transporter fährt in seinem Tempo, und Wir in unserem.
Am Sommerhaus angekommen lasse ich Craig auf den Transporter warten, und fahre selbst nach Havneby um den Schlüssel abzuholen, halbe Stunde später bin ich wieder da, und da stehen schon die Karren vor der Tür.
Der Transporter fragt ob er den Trailer da lassen kann, ich habe erstmal Fragezeichen im Kopf, aber Craig sagt sofort zu. Guck' wenn was ist, denn können Wir die Karren ja so hinter'm Land Rover immer noch nach Hause schaffen. Stimmt.
Ich fahre Craig zum Campingplatz in Skærbek, denn fahren Wir wieder zurück damit er sein Auto holen kann. Es ist gegen 15.00, ich habe noch eine Stunde Zeit bis Frau und Kind auftauchen, also fahr ich nach Havneby, kaufe Spülmittel, Bürsten und Schwämme. Erstmal wird der Karrn entrümpelt. Es ist so ekelhaft das mir die Kotze hochkommt (merke, ich hatte den ausgemistet als ich den gekauft habe), der Mechaniker hat NICHTS weggeworfen. Wenn er ein Stück Rost abgepiddelt hat, hat er es in eine der vielen Apfelkisten im Innenraum geworfen. Ich habe einen Sack voll Sand und Krümel aus dem Kessel gesaugt. Alles an Zeug was noch verkauft werden kann in eine neue Kiste einsortiert, den Rest fortgeschmissen. Das Haus hatte draußen einen Wasseranschluss, nach etwas Suchen fand sich denn auch ein Schlauch das mittels mitgebrachter Schlauchschellen montiert werden konnte, und ich habe den erstmal eine Stunde lang geschrubbt. Wenigstens den gröbsten Dreck wegmachen damit man sich in sauberen Klamotten an den Kasten trauen kann...
Besser...
In der Nacht fahre ich noch eine kurze Runde weil ich es absolut nicht erwarten kann. Karre geht wie die Hölle. Ich habe echt Angst weil das Lenkgetriebe eine Überholung nötig hat und nur "solala" funktioniert. Wow. Außerdem will ich das Schalten üben, wenn es dunkel ist kann man ja nicht nach unten schauen zum Sehen was man da tut.
Ab in's Bett. Ich kann es nicht erwarten, also Schlafen is' nich'. Um sechs stehe ich auf, wasche den Sonnemann, mache mich fertig und gehe vor die Tür...
Wird es starten? Ja. es wird. Ohne zu murren. Einfach so. Irre.
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Ab auf die Straße und erstmal zur Tanke. Leute glotzen. 20 Liter reinlaufen lassen, wird schon für ein paar Runden auf dem Sand reichen.