„Wünsch Dir was!“ sagte der Goldfisch einmal. „Also Autotechnisch jetzt“, fügte der Goldfisch hinzu.
Unsereiner, dem sein sehnlichster Wunsch war ja seit jeher einen Einser Granada als Turnier zu besitzen und zu fahren. Nicht zu erklären wieso das eben so ist. Das ist Ihm zwar auch mal gelungen, für einen Appel und’n Ei wurde ein solcher Wagen an Land gezogen, aber denn „zack“, versehentlich verkauft. Der satte Profit der dabei heraussprang reichte leider nur zum kurzweiligen Augenwischen, bitter bereuen folgte kurze Zeit später, und jedes mal wenn der Lutz die Bilder von hochladen tut, tat es noch mehr weh.
So ergab es sich einfach nicht noch einmal das ein passender Langdach Einser erwerrbbar wäre. Zumindest nicht so dass man Feuer und Flamme für wäre.
Ein gelber Zwodreier Kombi der Uns über den Verlust des gelben Einssiemner Consul hinwegtrösten sollte (und der das Geld das in der Tasche brennt verbrauchen sollte) war einfach nicht gut genug das es eine längere Beziehung werden könnte. Von einem Zweitbesitzer schonungslos aufgebraucht, von Zierleisten befreit, von etlichen Lackabplatzern überzogen, Technik am Ende, Anbauteile auch, eine recht große Kur waere angebracht… Irgendwie wollte ich den zwar doch, vor’m geistigem Auge einen quietschgelben 1er mit grüner IA gehabt… Ach, schön wäre es.
Ein passendes Prospekt und eine entsprechende „Youngtimer“ Ausgabe mit ebensolchem gelbem Turnier lag auf’m Nachttisch, zu Stimulation der Sinne sozusagen. Aber die Frau die sowas immer nüchterner sieht, hat Uns einen Sommer unter’m und ueber’m Auto gründlich versaut. Um ehrlich zu sein, gut so. Denn nach Jahren wollte ich endlich mal ein Auto das auch tatsächlich bleibt.
Wo eine Hohlraumkonservierung und Teileversenken Sinn macht. Beim Taunus wird kaputtes repariert oder neu gekauft. Der bleibt, da lohnt es. So einen Granada wollte ich. Aber Kombi. Weil weiß ich nicht. Jeder hat einen heiligen Gral, ein Etwas das er sucht, braucht, will. Um abhaken zu können. Um weiter ziehen zu dürfen.
Um sich anderen Beschäftigungen zu widmen als dauernd, jeden kack Tag die Internetbörsen zu durchforsten nach immer dem selben Auto, immer wieder in die Gefahr laufend das eines auftaucht das man nicht wirklich sucht, aber eben doch haben will.
So geschehen mit dem Cadillac, dem Coupe, Fiesta, und nicht zuletzt dem Silberfisch, der zwar ein Turnier war, aber halt kein Einser. Irgendwie so als ob man Pistazieneis kauft obwohl man Erdbeere haben will, ist zwar auch Eis, macht kalt im Maul, schmeckt, die gleiche Konsistenz, aber macht nicht glücklich… Oder so ähnlich.
Die Basiswünsche, die lassen sich in traditionellen 3 Unterpunkten, oder Unterwünschen zusammenfassen.
Erstens.
Der Fisch sollte mal endlich ein Auto sein das Original ist. Schluss mit Gebastel, falschen Motoren, nicht passenden Kardanwellen, verbastelten Vergasern, wo der Fuß mit allen Dichtungen die für die ganze Motorenpalette angeboten werden abgedichtet werden muss.
Schluss mit Kabelstrangen, halb verbauten Radios, hängenden Himmeln von irgendwelchen anderen Autos, zerbastelten Inneneinrichtungen und so weiter.
Einer der Gründe dafür war sicherlich meine Macke in Sachen „rappelrappeldroehndroehnknirschkratz“, die ich eben auf die nur leidlich zusammen passenden Komponenten meiner bisherigen Automobile schob. Der Taunus macht das alles nicht, aber der ist eben „Matching Numbers“, wie es so schön aus dem Moparischen heisst.
Zwotens.
Automat ist Pflicht. Ich habe mich mein Leben lang mit diesen kack Schaltboxen geärgert. Immerzu arbeiten wo man doch gleiten kann.
Eine ehrliche Granada Automatik. Das ist was feines. Jeder Mist Benz hat sone Automatik an Bord. Oder irgendeine halt. „Mit unerreichbar praezisen Zickzackkulisse“ wie es vereinzelt zu lesen ist. Mein Arsch. Die Zickzackkulisse wurde nur erfunden das sich die Manuell Herrschaften aus den Obersten Kreisen so fühlen können, als ob die selbst Gänge wählen dürfen, was selbstredend Quatsch ist. Einen sonstigen Sinn hat dieses Fickding freilich nicht.
Im Granada dagegen, da hat man diesen endgeilen massiven Knüppel der denn lautlos und metalisch in die Fahrstufen einrastet. Geil.
Drittens.
Das Auto muss TUV haben und sofort fahren können, und zwar so fahren das ich es gut finde. Das war die Bedingung.
Genug Autos die erstmals zum Standard eines Automobils geschraubt werden müssen. Ventile einstellen würde ich noch durchgehen lassen, aber sonst wollte ich erst mal nix, oder ganz wenig machen. Der Fiesta mit seinen 333 Mängeln die zwar hier oben nicht TUV relevant sind, aber eben doch genervt haben, das wäre das K.O. Kriterium.
So kam es wie es nicht kommen musste. Ein Fischer, weit, weit weg fischte aus dem Alltagsverkehr der Neuwagen einen Goldfisch, just zu dem Zeitpunkt als Dulle den Silberfisch als „seinen“ gemeldet hat.
Auf den Bildern nix aufregendes, zumindest nicht aufregender als son‘ Kombi ohnehin schon ist. Es stand doch was von Preisraten, der Goldfisch suchte wohl ein neues zuhause, aber denn doch nicht so richtig. Wieso der Fischer nicht selbst rumgewünscht hat, das wissen Wir nicht, fragten auch nicht nach. In Altautosachen ist immerhin Unser Wunsch wichtiger wie jedes der anderen Fischer.
Ein kurzer Blick auf die Karte ergab das der Fisch an der Küste steht (wo sonzt?), so 300 Kilometer von wo Wir jetzt sind. Zum mal eben gucken zu weit, aber auf der Heckklappe stand „Automatic“, und der Tacho zeigte „jetzt echt“ nur 38000 Kilometer. Schwindel. Bei 5 Stellen kann es halt die schönen Einser und Zweier nicht zeigen die davor gehören. Sicher sind’s 138000, oder 238000, oder eine Million. Wer weiß es so genau.
So wurde wegen der Automatic Kontakt hergestellt, und ja, dieser Goldfisch sucht ein Zuhause, und ja, es wurde zwar noch nicht inseriert, aber es fanden sich doch schon Interessenten die dem Besitzer aber zu viel gemeckert haben, und sich auch sonst nie wieder meldeten. Leider war Ostern dazwischen, und ich konnte erst Dienstag danach Zeit finden zum Autoschauen. Also gestern.
Kein Problem, dann wäre der Wagen eben unverbindlich reserviert, kannte ich schon, wurde ja nix daraus, aber der wohl ältere Herr meinte das Einer der 600 Kilometer eiert um Auto zu sehen wird es wohl recht ernst meinen. Schön. Ich meine das Granada nicht mal eben beim Händler anner Ecke zu kaufen ist, so muss man Eiern eben in Kauf nehmen wenn man einen haben mag.
Gestern vor der Abfahrt doch nochmal angerufen ob das Ganze immer noch „steht“. Klar. Sicher. Auf alle Fälle. Na denn.
Dreieinhalb Stunden Nordwärts. Viel Zeit um sich Verkaufsargumente zurecht zu denken. Hier oben ises immer der gleiche Kack, so war ich sicher das die Ventile klappern werden, Automatik wird beschissen schalten, das Auto wird rappeln und höchst stümperhaft ohne Ahnung und Verstand zusammengepfuscht sein. Radläufe hinten sind garantiert die siebzehnten, und auch sonst wird es nur Schieße. Aber vielleicht nicht Schieße genug das man den nicht für nen guten Kurs schnappen könnte und denn doch ein Auto daraus bauen könnte das die drei Wünsche erfüllt? Wer weiss es so genau.
Was ich auf der Einfahrt der Doppelgarage eines Landhauses erblickt habe, wollte aber denn doch nicht so recht so aussehen wie ich mir das ausgedacht habe.
Einser Granada. Turnier. Oder Van halt, Einszwei Sitze. 1977er Baujahr, aber auch 'nen recht Späten, gerade noch kein Zweier, Automat, Basisausttattung, aber keine Gummimatte. Rundum patiniert, eine kleine Delle die nicht einmal eine ist in der Heckklappe, ein paar harmlose Rostpickelchen rundum. Nix was mein Taunus nicht haben tut, bloss anders, oder was mehr. Weiss nicht.
Herrlicher Originallack mit allen Originallackmacken die son‘ Einsichtmetallic von 1977 nun mal hat, die Schweller in dieser ganz schwer zu beschreiben „Seidenmatt“ das durch die Jahre so eigenartig glänzend wird. So dass man es nie wieder so lackieren kann. Alle Sicken, alles Fabrikneu. Der erste Granada 1, der die „Augenbrauenzierleisten“ oberhalb der Scheinwerfer gerade hat, sonst hängen die ja mehr oder minder windschief. Auch die Motorhaubenzierleiste die sich in die kleinen Leisten nahtlos einfügt.
Ich war der erste seit 1977 der versucht hat die Klappe hinten, wo das Reserverad ist, zu öffnen. Alle Schellen im Motorraum so wie damals, von Ford. Kenner weiß was ich meine. Alle vier Radläufe original, gerade, und gesund. Schweller hatten Wir schon, Türen, Klappen, Schraubkanten, Kotflügel, Wagenheberaufnahmen, alles Rostfrei. Alles Fabrik. So wie mein Taunus. Nur als Granada. Chrom nur als absolut perfekt zu beschreiben. Unterboden ebenso. Kein nix. Alles Fabrikfrisch.
Die kleine Fordpflaume auf’m Einstieg Beifahrerseite ist nie wieder angeklebt worden, nie abgefallen, nie zerkratzt worden. Ein Traum.
Sitze straff und hell beige. Teppich auch, Himmel, Armaturenbrett. Wo man hinschaut, bis auf normale Abnutzungsspuren, bzw. Staub und Dreck der so im Auto liegt nichts was man irgendwo bemängeln könnte. Radio nie montiert.
Alle Zeichen am Himmel und auf der Erde deuten auf diese unglaubliche Nummer. 38000 (achtunddreißigtausend) Kilometer. In diesem Land. Ein Kombi. Der als LKW zugelassen ist. Sinn. Das Ganze macht keinen.
Eine Probefahrt. Die wird sicherlich die Nummer auf’m Tacho „verpuffen lassen“… Dachte ich. Hoffte ich. Der furchtbar nette, fein gekleidete Pfeife rauchende ältere Herr meinte ich soll fahren, aber ich wollte ihn bei haben, damit er sieht das die 38000 nicht stimmen können. Können die einfach nicht! Nicht in diesem Land! Nicht son‘ Auto! Irgendeiner hat bloß pingelich aufgepasst, nicht mehr. 138000. So! … Nein.