Rostanfällige Ford mit robuster Technik - Ford Capri, Taunus und Granada in der Kaufberatung

  • Ford Capri, Taunus und Granada in der Kaufberatung
    Rostanfällige Ford mit robuster Technik
    24. Mai 2013

    Ford-Modelle wie Capri, Taunus und Granada der 70er sind nach einem strengen Baukastenprinzip konzipiert. Motoren und Getriebe teilen sich Capri, Taunus und Granada reihum. Es sind ausgesprochen robuste und langlebige Konstruktionen. Technische Unterschiede gibt es nur beim Fahrwerk. Die allesamt sehr rostanfälligen Karosserien werden häufig an den gleichen Partien befallen.


    Trotz unterschiedlicher Radaufhängungen, McPherson-Vorderachse und Blattfeder-Starrachse beim Ford Capri, Doppelquerlenker-Vorderachse und Fünflenker-Schraubenfeder-Starrachse beim Taunus sowie Doppelquerlenker vorn und Schräglenker hinten beim Granada ist die Karosseriestruktur mit einem Gebilde von Längs- und Querträgern bei allen sehr ähnlich. Die typischen Korrosionsherde sind es auch.


    Rostanfällig ist bei Ford Capri, Taunus und Granada der Vorderwagen an den Kotflügeln und Stehblechen sowie an den Kotflügelschraubkanten. Der Escort-Ableger Capri hat jedoch verschweißte Kotflügel, auch die Verstärkungsbleche um die McPherson-Federbeindome rosten bei ihm bevorzugt durch. A-Säule, Schwellerspitzen, Wagenheberaufnahmen und die inneren Querträger vorn, die Motor- und Getriebeaufnahmen sind bei Capri, Taunus oder Granada ebenfalls häufig von Korrosion befallen. Die hinteren Radläufe und Endspitzen rosten selbst bei guten Autos zuerst durch.


    Kritisch sind auch die Rahmenprofile an und über der Hinterachse respektive beim Ford Capri die Blattfederaufnahmen. Beim Granada rostet gern der Querträger im Kofferraum durch, der das Differenzial der einzeln aufgehängten Hinterachse aufnimmt. Beim Schiebedach-Granada rostet häufig die C-Säule in Höhe der Entlüftungsgitter, weil die Entwässerungsschläuche nicht bis in die Schweller reichen. Auf korrekte Durchlässigkeit der Ablauflöcher achten.


    Ford-Fans, die auf Nummer sicher gehen wollen, nehmen bei Capri, Taunus und Granada auch noch die Rückbank heraus, um versteckte Rostnester an den Innenschwellern oder im Hinterachsbereich auszumachen. Unbedingt empfohlen sei die Inspektion des Kofferraumbodens ohne Matte. Beim Taunus rosten die Stoßfängeraufnahmen von innen durch, außerdem der Bereich um den Tankstutzen. Generell gefährdet sind die Reserveradmulden (stehend beim Granada) und die Säume der hinteren Radhäuser.



    Schwachpunkte


    1. Kotflügel, Stehbleche
    2. A-Säule, Längsträger vorn
    3. Schwellerenden, Radhäuser
    4. Längsträger am Wagenboden
    5. Radläufe, Endspitzen
    6. Querträger hinten (Granada)
    7. Reserveradmulde
    8. C-Säule, Heckscheibenrahmen
    9. Ölundichtigkeiten Motor, Antrieb
    10. Stirnräder (V4, V6)
    11. Nockenwellen eingel. (OHC)
    12. Thermische Probleme 2.8i/3.0



    Das technische Sündenregister der Ford-Modelle Capri, Taunus und Granada fällt weit kürzer aus als das der Karosserien. Bei schonender Behandlung halten Motoren, Getriebe und Hinterachsen ewig. Das gilt gleichermaßen für V4- (Capri und Granada), V6- (Capri, Taunus und Granada) und OHC-Motoren (Capri 1b, Taunus).


    Wegen der Grauguss-Zylinderköpfe wird für Ford Capri, Taunus und Granada grundsätzlich Bleiersatz empfohlen. Undichtigkeiten an Motor und Antrieb betreffen alle Modelle. Beim OHC-Vierzylinder, auch Pinto-Motor genannt, laufen die Nockenwellen gelegentlich ein (Leistungsverlust, Klappergeräusche). Verhärtete Ventilschaftdichtungen, die Öl in die Brennräume tropfen lassen (Blaurauch beim Warmstart), zählen ebenfalls zu den Altersmängeln.


    Die V-Motoren in Ford Capri, Taunus und Granada haben wegen höherer Laufruhe Stirnräder aus Novotex-Kunststoff, sie sind alle 100.000 km oder 10 Jahre zu wechseln, bevor sie zerbröseln. Der OHC-Motor braucht alle 90.000 km einen neuen Zahnriemen. Die Getriebe inklusive C3-Automatik sind unverwüstlich, aber Ölwechsel nicht vergessen.


    Preisentwicklung
    Bei Einführung 1971 (Ford Taunus Coupé 2300 GXL) 11.100 Mark


    Die Zeiten, als Ford Capri, Taunus und Granada noch als Winterautos bei Fähnchenhändlern standen, sind längst vorbei. Gerade die Mk1-Versionen haben in den letzten fünf Jahren die 10.000-Euro-Marke gerissen. Zu Recht, denn wirklich gute Autos sind sehr selten, und selbst Teilrestaurierungen ohne Neulackierungen sind sehr kostspielig.


    Generell sind V6-Versionen in gehobenen Ausstattungsvarianten die teuersten und gefragtesten, das gilt für Ford Capri, Taunus und Granada. Die Versuchung ist groß, weil es technisch leicht fällt, etwa aus einem 1300er- OHC-Capri Ib einen 2300 V6 zu machen. Deshalb auf Motor-Code auf dem Typenschild und auf die richtige Antriebsübersetzung achten. Oft wird die Hinterachse nicht angepasst, was das Drehzahlniveau auffallend erhöht.


    Ein Ford Capri 2600 in gutem Zustand kostet etwa 13.800 Euro (mäßiger Zustand: ca. 3.500 Euro), das Ford Taunus Coupé 2300 liegt bei etwa 8.800 Euro (mäßig: rund 2.200 Euro) und das Ford Granada Coupé 2.0 ist im guten Zustand für etwa 7.900 Euro (mäßig: 1.900 Euro) zu haben.


    Technikteile sind für die Ford-Modelle Capri, Taunus und Granada problemlos zu beziehen. Nicht gerade beim Ford-Händler um die Ecke, aber beim spezialisierten Teilehandel für Old- und Youngtimer. Auch Ford-Händler in ländlichen Regionen haben manchmal noch neue Restbestände am Lager. Ein altes Händlerverzeichnis kann hilfreich sein.


    Reparaturbleche für die Ford Capri-, Taunus- und Granada-Modelle sind noch erhältlich. Die Bodengruppe ist bei den jeweils drei Modellreihen von Mk I bis Mk III gleich. Ausstattungs- und Zierteile sind Mangelware. Die Internet-Plattform eBay birgt hier manchen Zufallsfund. Selbst komplette Sitzanlagen, deren Bezüge sehr verschleißfreudig sind, findet man hier bisweilen zu günstigen Preisen.

















    Quelle

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