Der Silberfisch. Ein Zweiacht Granada der eine wunderbare Ausrede gewesen ist, einen Kacktong zu schlachten. Einen Winter lang fahren, mein Verlangen nach einem Turnier zu stillen, auseinanderschrauben, Motor verkaufen, Bleche in die Gräfin, Plus minus Null rauskommen. Feddich.
Die Odyssee mit Wapu, Kühler, Temperaturgeber, Vergaser, Ventilen, Kupplung… Das Alles ließ mich irgendwie nicht ganz aus der Ruhe. Das Auto war eh so’n „Abschreibsel“, es galt sich nicht zu sehr zu binden, und so war halt was kaputt, dann war es halt so.
Allerdings wurde die Rechnung ohne das Auto gemacht. Man hätte ja nicht ahnen können das der Kessel leben will, und sich unglaublich anstrengt das man den auch irgendwann, ganz automatisch, gut findet.
So wurden, ungewohnt für meine Granada, alle Teile die verbaut wurden, alle klitzekleinen Einstellungen, alle Veränderungen, einen Riesenunterschied machen. Das Auto meckert, kriegt ein Neuteil, und denn ist Ruhe. Man muss nicht 100 mal den selben Dreck wechseln und einstellen. Wenn ich daran denke wie oft ich Felgen und Reifen bei der Cracknutte gewechselt habe ohne das sich das Fahrverhalten maßgeblich verändert hat… Hier hat es gereicht vier neue Bridgestone aufzuziehen und schon war das lästige Lenkradschlackern vorbei, der Arsch ruhig, und das Dröhnen der uralten Debica weg.
Und so ist das mit allen Sachen. Kaputt? Gewechselt. Dankeschön, geht nie wieder kaputt, darfst getrost vergessen das es dran ist.
Der Kessel fährt mich nun seit Februar, glaube ich. Jeden Tag. Und jeden Tag färht er besser, weiter, angenehmer. Springt zwar unwillig an, aber eben auch bei -19 nach einem Wochenende das er draußen verbracht hat. Nicht ganz schlecht wenn man bedenkt das die Fuhren der Arbeitskollegen rheienweise verrecken. Der Verbrauch hat sich nun zwischen 10,3 und 11 Litern eingependelt, die Startautomatik macht noch bissl Sorgen, das Ausrückslager schnackt etwas… Alles wurscht. Langstrecken sind durchaus angenehm, und so konnte man den silbernen Zwoachter gestern wieder auf’m Weg nach Flensburg auf der Autobahn sehen.
Gestern war ein Tag der mich mal wieder zum sinnieren angeregt hat, ein vermeindlich kaputtes Mittellager hat sich als nicht fest angezogene Schauben an den Antriebswellen entpuppt, und so musste nach erfolgreicher „Reperatur“ eine Probefahrt absolviert werden. Man hat Holgi Geld geschuldet, und so fuhr man das frisch gewaschene, und seit zwei Wochen mit der Dachreling statt Löchern im Dach, Monster nach dort.
Erstmal da kam man wie so üblich in’s Gespräch. Es redet sich so herrlich über die Turniere mit Holgi. Ich erzähle das ich das, dies, jenes für die Gräfin schon besorgt habe, und der Kerl der das Meiste davon hat, den hatte ich nach dem Zwoacht Spoiler agehauen. Hat er aber nicht. Da sagt der Holgi das er einen hat. Wohl mit einer appen Ecke, aber sonst? Zack, in’s Haus, kommt wieder, Tütte, 2,8i Spoiler drinne. Tatsache, Ecke ab, juckt bei dem Auto ja nicht, aber huch, da kommt noch eine Linke Seite aus der Tütte. Ein neuer kompletter Spoiler. Geilo. Darf auch für eine Aufmerksamkeit bekommen, klar das ich den armen Kerl von dieser lästigen Tütte ablösen musste. Muss ich erwähnen das das Ding noch um Zehn am Abend dran kam? Hohlräume schaffen der Extraklasse.
Es fand sich auch Zeit für eine Probefahrt, die Kiste ist nicht so oft frisch gewaschen das es nicht peinlich ist den Holgi damit fahren zu lassen, das musste ausgenutzt werden, zumal der Holgi hier immer noch mein Guru ist wenn es um Motor/Fahrwerk/Getriebe Abstimmung geht. Sein Wort gillt.
Na denn. Die 30 Kilometer kurze Ausfahrt war für mich sehr Erkenntnisreich. Ein Jemand merkt nun mal Sachen die man im Alltag verdrängt, hinnimmt oder übersieht. So findet der Holgi die Kupplung etwas schwer, aber eben ausreichend leichtgängig das man es als Gewöhnungsbedürftig einstufen kann. Dafür ist die Bremse gut und gut eingestellt, und die Gasannahme wurde als Hervorragend bezeichnet, Lenkung und Getriebe ist wohl gut, Spureinstellen wäre wohl angebracht, die Straßenlage wie man es vom Granada erwartet. Kurzum, zu viel fummeln würde er da nicht, da alles irgendwo zwischen gut und sehr gut funktionieren tut.
Holgi lobt den Zwoachta mit Gaser. Die Drehmomentkurve wäre angenehmer wie bei umgebauten Einspritzer, der Motor läuft ruhig und zieht kräftig auch aus’m Drehzahlkeller. Im viertem Gang kann man getrost zwischen 40 und 120km/h pendeln. Eine Automatik wäre sicherlich eine großartige Annehmlichkeit.
Das und die Erkenntnis das der Moder irgendwo zwischen 11 und 12 Bar auf allen Zylindern hat, die 10-11 Liter Verbrauch, und der Rost, der nur kosmetisch ist lassen mich den großen Wagen nur noch mögen.
Klar, die ist schon mal geschweißt gewesen, Längsträger, Innenschweller, Pipapo, aber eben alles perfekt gemacht. Der Querträger ist der Beste den ich je am Granada gesehen habe. Der Karrn’ WILL gemocht werden!
Ich überlege auch ob es für einen wie mich jemals Möglich ist die viel zerlaberte Alltagstauglichkeit der Fuhre auszunutzen. Fakt ist, mit einem 100 Euro Lidl Einkauf im Cinquechento und zwei Mann an Bord ist die Karre voll. Der selbe Einkauf im Granada fordert den Wagen nur wenig, und lässt sich mal eben in einer Ecke so unterbringen das man die gesamte Breite des Fahrzeuges ausnutzt damit da nix durch die Gegend kulert. Auch sonst muss man sich anstrengen um die Ladefläche so voll zu packen das man noch mal fahren muss.
Ich mag meinen Turnier. Ich mag die Kacktons. Ich mag die Kacktons lieber wie 1er. Den 1er zu mögen, das ist keine Leistung. Das ist wie Sex mögen. Das tut man einfach. Aber Dreier Granada gut finden obwohl es kein Chasseur oder 2,8 Injection mit diesen grandiosen 80er Jahre Streifendesign entlang der Flanken. Das ist eine Leistung. Eine Herzensangelegenheit möchte man fast sagen.
Ich werde jetzt weiter nach Ghia Türpappen schauen, und vielleicht laufen mir Recaros zu. Servolenkung liegt schon bereit, auch Nebellampen werden wohl nicht mehr lange in der Ersatzteilkiste verweilen.
Chromstosstangen sind ein Muss.
