Tässken Kaffee gefällig?

  • Wie Ihr ja wisst, treibe ich mich jeden Sommer in Michigan herum, um dort den "Woodward Dream Cruise" zu zelebrieren. Allerdings ist die Zeit vor dem Cruise nicht minder lustig, da an jeder zweiten Strassenecke irgendwelche Autotreffen stattfinden. Eines, dass ich besonders mag, ist das "Cars and Coffee"-Event, ein zwangloses Treffen direkt an der Woodward Avenue, wo sich jeden Samstag morgen so ziemlich alles trifft, was auf vier Rädern steht.



    Mein diesjähriges Sommergefährt, ein 1976er Olds 98 Regency. Gehört meinem deutschen Kumpel Marc, der bei Cadillac als Innenraum-Designer arbeitet und 6 Autos sein Eigen nennt. O-Ton: "Fahr den mal ruhig 'ne Weile, ich bin ja froh, dass der Klotz überhaupt mal wieder bewegt wird".



    08.00 morgens. So langsam füllt sich der Platz.



    Cord 812. Erstes Serienfahrzeug mit Schlafaugen, die mit kleinen Kurbeln, die jeweils links und rechts unter dem Armaturenbrett sitzen, geöffnet werden. Schick!



    GTO Convertible. Alles ist grün, sogar das Kennzeichen. Würde ich trotzdem nicht von der Garagenkante stossen.



    In Michigan können alle Fahrzeuge, die älter als 25 Jahre sind, ohne Vorführung oder technische Abnahme in den Verkehr gebracht werden (sowas wie einen TüV gibts hier sowieso nicht). So kam dann auch dieses schöne Tinchen hierher.



    Wer zuerst kommt, kriegt die besseren Parkplätze. Sehr empfehlenswert bei Kraftfahrzeugen mit 5,98 m Aussenlänge.



    Die Amis stehen auf Pasta-Raketen. Darum stehen die hier auch überall rum.



    Sushi, deutsch eingetütet.



    Doch Graf Goertz verstand sein Handwerk.



    Maserati Merak. Sechszylindrige Innereien von Citroen, aber tolles Design.



    Und der Nachwuchs hat bereits Benzin geleckt und sich den Beifahrersitz reserviert. Mutti muss draussen bleiben.



    Ein trauriges Kapitel der Automobilgeschichte: Kinderarbeit in Italien. Kinder sind ihn testgefahren, Kinder haben ihn montiert.



    Vermutlich dehalb, weil nur Kinder auch wirklich reinpassen. Trotzdem: Design und Farbe für gut befunden.



    Darf auf keiner guten Autoveranstaltung fehlen: Mini. Gehört meinem Kumpel Adam, der mit diesem 80 PS-Zwerg Kreise um die ganzen US-Dickschiffe fahren kann. Dafür muss er aufpassen, nicht in einem der berüchtigten Detroiter Schlaglöcher zu verschwinden.



    Luftgekühltes, Hausmacherart: Altblech aus Wolfsburg. Der wahre Grund, weshalb hier keine Sau den Beetle kaufen will - entweder das Original oder gar nichts!



    Und für unseren Malibu - ein Malibu!


    Selbe Zeit, selber Ort, eine Woche später...



    Ein perfekter Sommermorgen. Doch heute bleibt der Olds im Stall (oder davor, denn dieses 5,98m-Schiff passt nicht in die 60er Jahre-Standard-Garage)...



    ...denn heute kommt Kollege Frank mit seinem bildschönen 59er Imperial vorbei. Imperial? Einst die Chrysler-Edelmarke, eigentlich eine Mischung aus Andrea Doria und Raumschiff Enterprise.



    Als Deutschland noch in seilzuggebremsten Käfern umherkrabbelt, begeistert dieses Ding bereits mit Drucktastenautomatik, einem Wischer-Regensensor (!), sich selbstständig abblendendem Fernlicht und einer Cruise Control, die "Autopilot" heisst und sich sehr abenteuerlich bedienen lässt.



    Der Beweis: Babyblau macht doch nicht schlank.



    Was ist Kult? Wenn ein Billigauto, das einst für spätpubertäre Highschool-Studenten konzipiert wurde, plötzlich zu einer Wertanlage mutiert. Unter 60.000 $ geht ein GUTER 57er BelAir nicht mehr über den Ladentisch.



    In Grannibärchens persönlicher Top 10 der schönsten Fahrzeugdesigns: 1967er Riviera. Nur in diesem Jahr war er so ausgewogen und elegant. Und macht die 0-60 mph trotzdem in 7,6 Sekunden.



    Das Heck - ein Augenschmaus. Viel schöner lässt sich Verkehrsraum wohl kaum verschwenden.



    Und nur 1967 hatte der Riv diese coolen Tachowalzen. Who the fuck ist Citroen?



    Für alle, die es weniger protzig mögen: Buckel-Volvo. Von wegen, die Amis könnten nicht anständig restaurieren!



    Und für alle, die es weniger schwedisch mögen: Thunderbird. Vielleicht der schönste aller Thunderbirds - und der engste. Auf jeden Fall derjenige, von der die Corvette einst einen richtigen Arschtritt verpasst bekam.



    Kann ich meinen müden Augen trauen? Was rollt denn da auf den Platz?!



    Tatsächlich: Es ist ein Mk III Capri! Wer jetzt innerlich jubelt (wie ich grade), der ist Fan.



    Wie der sich hierher verlaufen hat? Der Besitzer war auf Geschäftsreise in Engeland, sah den Capri, fand ihn toll und verschiffte ihn kurzerhand in die Staaten. Eine Ahnung, was er sich da überhaupt gekauft hat, hat er allerdings nicht.



    Und so lasse ich den Prof raushängen und erkläre ihm sein Auto im Detail - vor versammeltem (und schwer beeindrucktem) Publikum. Und wirklich, dieser Mk III steht da wie geleckt. Ein Schmuckstück!



    Das kommt dabei raus, wenn der Besitzer all seine Kohle in perfekte Karosseriearbeiten investiert und schliesslich kein Geld für die Lackierung mehr übrig hat. Er beginnt, seinen Ford 49 zu polieren, nur so zum Spass. Und dann mehr, noch etwas mehr, und immer weiter...Ich schwöre: Auf dieser Karre ist kein Gramm Farbe!



    Dieser Lincoln ist gelackt. Und spiegelglatt. Keine Beule, keine einzige. Nicht ein Hacksen im Lack. Geil.



    Man trifft sich immer zweimal: Wo ein Capri steht, kann ein Scirocco auch nicht weit sein. Deutsches Reviergegrunze in Detroit.



    Dieser VW gehört meinem Kumpel Bret. Besonderheit: Der Scirocco ist rechtsgelenkt und der einzige, nicht-bei-Karmann-sondern-in-Wolfsburg montierte Scirocco. Warum? Weil VW dieses Auto von 1979-81 für die Prospekt-Fotos benutzte, die für den Rechtslenker-Markt geschossen wurden. Hat trotzdem nicht geholfen, denn der Scirocco besteht (wie viele andere Einser auch) überwiegend aus Rostblasen. Und die missglückte Sitzprobe möchte ich hier jetzt auch nicht weiter erwähnen (Sciroccos schrumpfen nämlich, wenn sie zu heiss gewaschen werden).

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