Hinterachs-Differential: Lager nachstellen?

  • Hallo,
    folgendes: manchmal wenn ich an Ampeln heran rolle, dröhnt und rappelt es von hinten. (72er Knudsen 1.6) Auf der Bühne habe ich dann festgestellt, dass die Kardanwelle im Differential sehr viel Spiel hat. Wenn ich an der Kardanwelle Rüttel, sieht man wie sie sich im Differential bewegt.
    Ich habe nun nach einem Überholsatz bei motomobil geschaut und gesehen, dass die Kardanwelle mit zwei Kegelrollenlagern gelagert ist. Diese Lagerart wird ja, so wie beim Radlager, vorgespannt bzw. spielfrei eingestellt. Ist das am Differential genauso?
    Gibt es da eine von Außen erreichbare Mutter o.ä. um die Lagerung vorzuspannen? Dann könnte ich erstmal vorsichtig weiterfahren bis ich dazu komme, das Diff zu überholen. (ist ja laaanges WE nächste Woche und bis dahin ist hoffentlich der Überholsatz da)


    gleich die weiterführende Frage: ich habe bei der Suche nach dem Thema gelesen, dass das Diff beim Überholen neu "eingemessen" werden muss. bin ich da auf dem Holzweg wenn ich denke, dass damit die Stellung des Kegelrades zum Tellerrad gemeint ist? Ich habe das mal bei einem BMW Motorrad gemacht, welches statt Kette auch eine Kardanwelle hat. Dort musste das Tragbild für die hintere 90°-Verzahnung eingestellt werden. Ich habe das damals optisch mit Farbe gemacht - solange justiert bis die Farbe auf beiden Zahnrädern gleichmäßig flächig aussah. Geht das beim Knudsen ähnlich? bzw. gibt es im Netz irgendwo eine Anleitung / Fotolovestory wie man das Diff überholt?


    Vielen Dank!
    Nico

  • in meiner alten achse hat man gesehen,das die dicke mutter im wellenflansch lose war.da war der wellenflansch auch ganz labberig. deswegen auch das geheule.hab noch nicht probiert,was passiert,wenn man die einfach wieder anzieht und sichert..die achse liegt erstmal auf halde,von der einstellerei lass ich auch die finger. wenn soweit ist hol ich mir hilfe.mein chef hat bei ford in den end-70ern gelernt und selbst der sagt,das konnten damals nur wenige im betrieb,alle anderen musste wenns um achsen ging erstmal 2 stunden kacken oder so... ne anleitung zum einstellen ist in der rep-anleitung von bucheli,aber das versteht kein normalsterblicher.:evillaugh:

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  • Ich habe mir mein Diff am Wochenende mal genau angeschaut. Alle Zahnräder sehen noch super aus, keine Spur von Pitting. Sehen eigentlich neuwertig aus. Aber: überall klackert es. Überall massig Spiel. Allein die Antriebswelle hat nicht nur seitliches Spiel in den Lagern, das Kegelrad hat auch massig Dreh-Spiel zum Tellerrad. Da der Deckel keine Papierdichtung mehr hatte, sondern mit schwarzer Silikonpampe abgedichtet war, gehe ich davon aus, dass einer der Vorbesitzer sich schonmal dran versucht hat und die Lagereinstellung auch nicht hinbekommen hat.
    Ich habe mir dann mal genau das WHB durchgelesen: ohne Spezialwerkzeug kann man nicht mal die Mutter der Antriebswelle richtig anziehen. Da ich zufällig am Institut für Kraftfahrzeuge der Hochschule Aachen arbeite, habe ich in der Antriebs-Abteilung mal nachgefragt: allein die Lagerspiel-Einstellung der beiden Kegelrollenlager der Antriebswelle MUSS 100% stimmen. Da darf man nicht wie beim Radlager nach Gefühl und Winkelvorgabe anziehen. Das Radlager dreht mit 1000upm und die Kardanwelle mit 9000upm. Und darum wird auch so ein Aufwand allein zum Anziehen der Mutter der Antriebswelle betrieben.
    Also habe ich das Ganze wieder zugemacht, die Mutter vorsichtig etwas nachgezogen und den Knudsen wieder in die Garage gestellt. Ich möchte lieber doch nicht die neuwertigen Zahnräder in den nächsten 10km ruinieren.


    Darum meine Frage: wer hat eine Adresse, wo ich guten Gewissens mein Diff neu Lagern und Einstellen (also Überholen) lassen kann? Am besten in der Nähe Aachen/Köln/Ruhrgebiet. Oder kann man sowas auch dem örtlichen Getriebeinstandsetzer anvertrauen?


    schonmal bedankt!
    Nico

  • Wie kommst Du drauf, dass die Kardanwelle mit 9000 rotiert? :irre:
    Nimm Dir das Drehzahlband der Fordmotoren her und die Getriebeunter- bzw. übersetzungen (beim 5-Gang) und rechne Dir selber aus, was da ankommt.
    Die Papierdichtungen für den Diffdeckel gibt es nicht mehr, da kannst Du Dir entweder selber was schneiden, oder eben Dichtmasse verwenden.
    Wenn Du ganz großes Glück hast, findest Du bei Dir in der Nähe noch ein alteingesessenes Ford-Autohaus, in dem sich noch wer mit der Einstellerei der Diffs auskennt & auf den ollen Karren gelernt hat.
    Viel Erfolg, ernsthaft!

  • Wenn die Antriebswelle, also die Diffeingangswelle seitlich Spiel hat hat auch das Kegelrad Drehspiel. Warum die Antriebswelle Spiel hat kan 2 Ursachen haben.
    1. Die Kegelrollenlager sind hin und dehalb ist die Vorspannung verlorengegangen > eigentlich nur möglich bei extremer Laufleistung oder Ölmangel im Diff.
    2. Die Mutter zur Einstellung der Vorspannung hat sich gelöst > eigentlich nicht möglich.


    ich vermute eher, das da mal ein Experte den Simmerring vorn gewechselt hat der mangels Wissen die Mutter nicht wieder exakt so hingedreht hat wie sie vorher stand.
    Im Prinzip hast Du ohne die vorherige Stellung der Mutter oder das vorherige Reibmoment zu kennen keine Chance, ohne Zerlegung die vorgeschriebene Vorspannung wieder herzustellen.


    Was du versuchen kannst, ist die Mutter soweit anzuziehen, dass das Beispielreibmoment, welches im Abschnitt zum Wechseln des Simmerrings beschrieben ist wieder hergestellt ist. Dieses steht im WHB. Da dir vermutlich das Drehmomentwerkzeug dazu fehlt musst du mit Hebelarm und Gewicht arbeiten. Wenn Du Glück hast funktioniert das.
    Falls nicht, muss tatsächlich das ganze Diff zerlegt werden und mit neuen Lagern und Stauchhülse wieder zusammengesetzt werden

  • Joe: das hilft mir weiter - danke :D


    die Info mit der Drehzahl hab ich vom Kollegen aus der Antriebs-Abteilung, der damit einfach nur verdeutlichen wollte, warum ein Kegelrollenlager vom Diff nicht so einfach wie ein Radlager eingestellt werden kann. Ob jetzt 9000 oder 7500 ist doch völlig wurscht. Fakt: so einfach wie "mit 100Nm anziehen und dann 90 Grad zurück drehen, Splint durch und gut ist" ist eben beim Diff nicht so gut.


    Das mit der Dichtung war nur als Info, dass das Diff schonmal aufgemacht wurde, also in den letzten 38 Jahren schonmal jemand dran rumgefrickelt hat. Und da ich nicht weiss wer und wie trau ich dem Braten nicht.


    Dass es die Papierdichtung nicht mehr zu kaufen gibt ist schlicht falsch.


    Unser Aachener Ford-Händler hat nur die Schultern gezuckt.
    Der Motoren- und Getriebe-Instandsetzer meines Vertrauens aus Motorrad-Zeiten hat kein Ford-Spezialwerkzeug und möchte aus Angst um seinen guten Ruf nicht "nach Gefühl" daran gehen. D.h. er möchte Stufenblock, Meisterritzel und Druckmessgerät von mir organisiert haben.
    Ein anderer Getriebe-Instandsetzer mit schmuddeliger Werkstatt meinte "ach Spezialwerkzeug, das mach ich nach Erfahrung und Gefühl", was mir jetzt nicht besonders Vertrauenswürdig erschien.


    Ich bin schon bereit gutes Geld für gute Arbeit auszugeben, wenn ich dann für den Rest des Knudsenlebens Ruhe habe. Darum meine ernsthafte Frage nach einem guten Instandsetzer.

    Einmal editiert, zuletzt von DerNico ()

  • Bibo: ja, es war ein Experte im Spiel. Gerade schnell mit dem Vorbesitzer telefoniert: jaja, da hat ihm ein Kumpel der sich super mit Käfern und Bullis auskennt das Diff überholt, da sind auch Zahnräder für ne längere Übersetzung reingekommen, wegen Autobahn und so...
    Jetzt fällt mir auch noch ein, dass ich am Wochenende statt des Ford-Simmerings mit den zwei verschiedenen Innendurchmessern einen standard Industriedichtring vorgefunden hatte. Ich nehme also an, dass dieser VW-Kumpel nicht nur am Dichtring, sondern auch an den Passscheiben und Ausdistanzieren gespart hat.
    Glück habe ich wohl, dass der Vorbesitzer den Wagen mangels Zeit verkauft hat - also nicht viel damit gefahren ist und ich wegen Wetter bis jetzt auch noch nicht...
    Schade dass sich dadurch die Frage, wohin ich am 8. Juni fahre, erledigt hat :-(

  • Leider lässt sich das Zahnflankenspiel bei den Köln-Achsen nicht so einfach einstellen
    wie in dem Video.
    Da gibt es keine Einstellmuttern, das Lagerspiel/ Position des Tellerrads muss hier
    mit Scheiben hinter den Lagern eingestellt werden.
    Vom Prinzip her gleich, aber aufwändiger.

  • Hallo
    Die Frage :
    Ist die Hinterachse jetzt überholt worden? Schlage mich momentan mit dem selben Problem rum.
    Gibts evtl. eine Adresse der sowas kann?
    Bin für jeden Tip dankbar.

  • kegelrollenlager mittels paßscheiben einstellen ist eigentlich kein problem...
    mach ich jeden tag


    mann muss nur die richtigen scheiben haben... und gefühl wie sich so ein lager zu drehen hat...
    kerolas sollen stramm eingestellt sein... man darf aber nicht die rollen "spüren" und das ganze sollte beim einstellen möglichst ölfrei und SAUBER sein
    dann merkt man es am besten


    was die meisten menschen beim lager einstellen vergessen ist das "freischlagen" ein kurzer nicht zu heftiger schlag mit nem schonhammer von beiden seiten
    damit sich die lagerschalen setzen.... bei radlagern meist nicht möglich... daher der fest und 90° zurück


    die lagerschalen sollten auch nicht leicht in den sitz fallen... wenn sie es tun... einkleben mit loctide

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  • ich habe erstmal ein gutes gebrauchtes eingebaut.
    Mein originales Diff möcht ich im Winter überholen. Habe Kontakt zu einem Meister in Rente, der früher bei Ford in Köln die Achsen für die Prototypen aufgebaut hat. Der hat mir die Einstellung erklärt. Ist eigentlich alles ganz logisch, wenn man es so erklärt bekommt. Aus dem Werkstatthandbuch bin ich zu Anfang nicht wirklich schlau geworden, da fehlen die Erklärungen warum man was machen muss.
    Man braucht zwei Messuhren, passende Distanzscheiben und einen Reibwertmesser...

  • du siehst die rote farbe auf den rädern..? so etwas brauchst du auch...! um das tragbild der flanken zu kontrolieren
    flankenspiel ist eine sache.... tragbild ist fast noch wichtiger damit es
    a : leise läuft
    b : das drehmoment vernünftig übertragen wird und es nicht zum zahnbruch kommt



    gib addrese per pn...ich schicke dir was... aber nich mit den fingern drin rum spielen...is bleihaltig und eigentlich verboten

  • Hi Nico !!


    Also die rote Farbe (Tuschierfarbe) brauchst du nur wenn das Diff mit dem Tellerrad gewechselt wird oder neue Lager rein kommen !


    Aber du willst doch nur die Mutter nachziehen, bzw. besser wechseln gegen eine neue ?!


    Da brauchst du nix zu zerlegen. Nimm Die Achse, schnaub die Mutter ab und du kannst den Flansch-Antriebskegelrad ( wo die Kardanwelle angeschraubt wird) einfach abziehen.


    Das Lager bleibt auf der Welle in der Achse drauf !


    Wechsel den Radialdichtring direkt aus !


    Danach das gereinigte Antriebskegelrad wieder drauf und neue selbstsichernde Mutter drauf, gibbet bei MM,


    dann die Mutter MIT DREHMOMENTSCHLÜSSEL AUF EINEN WERT VON :!: :!: 20 - 23 cmkp anziehen ! ! :!: :!:


    Das ist alles.Keine Hexerei. Quasi so als wenn du das Radlager spiel vorn eistellst (-fast..) :thumbup:


    Hab ich im Sommer auch gemacht, Achse läuft 1A !!


    Ist nur ne Std Arbeit !!

  • also... ich würds mit der roten farbe tun...
    besser is das... man kann auch glück haben... aber sicher kann man sich nich sein