Mal wieder Zeit zum Sinnieren gehabt. Die letzten Tage hatte ich das zweifelhafte Vergnügen als Beifahrer in so neumodischen Kackschüsseln unterwegs zu sein. Selber fahren, das ging selbstredend nicht, denn beim Anblick von meinem Rost geplagten, zerkratzten, mattschwatz getünchten, Türhängenden, Auspufflosen, völlig verdreckten, mit einem Satz Reifen, einer staubigen Stoßstange, und etlicher sonstiger Galanterie vollgepackten, das Alles garniert mit Müll aus 700 Kilometern Fahrt, Schüssel, kommt natürlich keine Sau auf die Idee mir deren vor 3 Tagen abgeholte Schüssel anzuvertrauen. Gut so. Schon als Beifahrer fühle ich mich sichtlich unwohl. Ob es die vielen Knöpfe sind, die kleinen Piktograme die Irgendwas darstellen die mir völlig unbekannt ist, und über deren Bedeutung ich nur raten kann, oder die höchst ergonomisch geführten Sitze aufden ich immer mit einer Arschbacke Platz nehme, denn mein Granadagewohnter Rücken mag schlichtweg die Position nicht einnehmen die so ein Sitz erzwingen möchte, oder ist es doch das Gefühl mit bloßem Platznehmen irgendwas kaputt zu machen, oder zu beflecken. Ich weiß es nicht.
Ich hatte letztens so einen Tief. Der dritte Satz Reifen mag ned wie ich will, der Karrn' rappelt, es "kommt Wetter rein", Kofferraum voll Wasser, Scheibenwischermotor quietscht bei erstem Wischen. Gaser spielt recht ungerne am frühen Morgen mit wenn es kalt ist, Radlager vorn machten Radau und ja, auch mir fällt was sinnvolleres ein wie bei 2 Grad bei Nieselregen erstmal die Haube aufzureißen und nach'm Öl schauen. Auch ich würde mal gerne einfach so losfahren, anstatt der Maschine 60 Sekunden Zeit zu geben sich zu sammeln. Auch ich würde gerne an der ersten Ampel lieber am Radio spielen anstatt dem Motor zu horchen, das unzufriedene Getriebe zu streicheln, und beim Anfahren aufpassen das ich der kalten Maschine nicht die Sporen gebe...
Denn auf einmal steht eine Fahrt im Urenkel des Granada an. Mondeo. Kombi. 3 Monate alt vielleicht. Der Kackhaufen.
Schon bei erstem Umrunden der Pest auf Rädern fallen einem Details auf. Zunächst das Ford Zeichen, das einst stolz irgendwas Kundete, heute zeigt es die Chinesische Verarbeitung. Farbe Blättert ab, genauso wie Vorne. Das was bei einem Granada höchstens gelb anläuft, das Markenzeichen, wird zu einer silbernen Brotscheibe. Irgendson' Dinks. Kia mim Edding reinschreiben. Merkt keine Sau.
Auch der Grill, der den Ghiagrill nur unglücklich immitiert irst eine Plastikkonstruktion umrandet von Raumschiffartigen Geschwüren die wohl sowas wie Scheinwerfer sein sollen. Auch Klarglasblinker sprechen mich ned an. Der Sinn die Blinkereinheiten hinter das selbe Glas zu packen wie die Scheinwerfer, und das obwohl man sieht das die Glühbirnen trotzdem orange schimmern, es will einfach nicht in meinen Kopf passen. Scheibe Vorne im Format zweier Granadascheiben, fast schon flach liegend, die kleinen Schiesscharten die es mit der wundervollen Verglasung des Granada Kombi niemals aufnehmen können, die Leichtigkeit die die Dachkonstruktion einst vermittelt hat, die ist hier zu einem Klotz geworden,d as nur zufällig Sichtflächen hat. Braucht man heute wohl nicht mehr...
Beim Einsteigen denn der Schock. Beim Granada habe ich vier Knöpfe, zwei Schieber, den Multifunktionshebel, das Lenkrad und dann war es das auch. Hier zählt alleine das Lenkrad 40 Knöpfe, die kein Mensch bedienen kann. Auch nicht dann wenn mein Cousin stolz irgendwas zeigen will. Wahllos wühlt er mit den Knöpfen in irgendwelche Interfaces und tut irgendwas, nur um am Ende zu sagen "Weiß ich jetzt nicht". Die Tachoeinheit ist Schwachsinnig. Drehzahlmesser auf der falschen Seite, Tacho dementsprechend auch. Wo men beim Granada vier Zusatzinstrumente als Luxus empfindet, und diese mehr als genug Info über den Zustand der Mechanik an den Fahrer weitergeben, hat der Mondeo einen Fernseher der das Auto von oben zeigt, inklusive aller Anomalien. Wie Licht an, Tür auf usw. Alles wird auf diesem kleinem Auto klein animiert gezeicht. Süß. Dann noch der momentane Verbrauch, Duchschnittsverbrauch, Reichweite, Aussentemperatur, Innentemperatur, Temperatur in Timbuktu, Reichweite des Autos nebenan, Durschnitssdieselpreis in Münchener Innenstad...
Dann geht es an Fahren, die Knöpfe der Mittelkonsole lasse ich aus, INFO, AUTO, ESP, NAV und was noch ned alles. Bräuchte ich alles niemals. Der Mondeo hat aber was das mich nervt. Der hat diesen Schlüssellosen Starter. Man braucht wohl nur den Schlüssel mithaben, und denn auf den Startknopf drücken. Denn fährt das Ding (selbstredend würgt es sich an jeder Ampel ab, aber das ist eine andere Geschichte). Nun... Also. Ich meine... Whoo... Diese Handbewegung, dieses Schlüsseldrehen, das empfand ich schon immer als anstrengend. Furchtbare Tätigkeit. Widerlich. Eckelhaft. Endlich hat es Jemand weggemacht...
Ehrlich? Wer diese Handbewegung als unnutz emopfand und diese Startautomatik erfand sollte erschossen werden. Die Kisten werden immer sicherer, immer irgendwas. Tust einen Finger zwischen das Fenster und den Rahmen, Auto erkennt den und fährt das Fenster runter ohne Dir weh zu tun. Und nu kann ich als Beifahrer den Drexxkarrn an und auschmeißen wie es mir beliebt. Super. Ausnahme. Fein.
Egal. Wir sind nur nach Deutz und zurück in dem Ding. Ich fühle mich beengt, die vielen beleuchteten Knöpfe, die Airbagsymbole wo ich mich umdrehe, die Scheiß Sitze. Furchtbar.
Ich schließe die Augen und überlege mir ob ich mit diesem nicht rappelndem Windows Computer irgednwoherfahren würde, und ob es mir danach ist einen Wagen zu fahren der die Straße Anstandslos schluckt, der irgendwie Feste wirkt, immerhin, es klappert nix, es scheppert nix, die Frontscheibe gibt keine Auskunft über die Außentemperatur indem sie knarzt. Die Gurte verhedern sich nicht, man muss die Türen nicht zuschlagen, die Fenster beschlagen nicht, die Sitze sind morgens früh nicht kalt, das Lenkrad ist griffig, der Schalthebel kann während eines Ampelstopps einfach so, mit einer Hand ruhig gehalten werden...
Hmmm... Ist mir irgendwie nicht nach. Mag nicht am Parkplatz den "meinen" dadurch erkennend as er blinkt. Ich mag mit dreckigen Klamotten einsteigen, ich mag den Schalthebel der bei kaltem Motor lustig rappelt. Ich mag das Knarzen, ich mag das Scheppern, ich mag den Werkzeugsatz auf der Ablage, die Kullernden Ersatzteile im Fussraum, dem Teppich kann man eh nix mehr antun, ich mag meine 6 Instrumente, die wunderbar lesbar sind, nicht weil führende Typografen daran gesessen haben, sondern weil es halt nur sechs sind. Ich mag es laut. Ich mag den zerkratzten lack, ich mag das Mattschwatz, neulich anner Waschstraße bin ich mit einer Spraybüchse umher und habe vor den Augen der Feinpolierer Lackabplatzer wieder schwatz gemacht. Einfach so. Ich mag meine mit Gafa geklebten Zierleisten. Immerhin geben die zuerst auf. Nicht das Ford Logo.
Und ich mag meinen Schlüssel. Ich mag den Schlüssel mit eingraviertem Wappen, mit eingaviertem Ford Logo. Dem Logo das nach 30 Jahren abgewetzt schimmert, die Gravur die sich druch grauen Staub und den Dreck der Jahre hervorhebt, den Schlüssel der Zigfach das Auto gestartet hat, der Schlüssel zu allem Granada. Der Schlüssel der auch in 30 Jahren Ford sagen wird, und nicht nach 3 Monaten zu einem unnutzem Stück verchromten Plastik wurde.