Eine recht turbulente Woche geht zu Ende, es wird Zeit zu berichten was in der Schmiede passiert ist.
Zunächst gab es einen Plan, ich sollte eine Woche Urlaub nehmen und Carsten mim Cacklillack helfen, ist mein Wagen, soll ich doch auch was dran machen, nicht immer auf fertig warten.
Die Grundidee war es den Innenraum auszuräumen und Bodenbleche Kloppen, es kam ganz anders, dennoch dürften wir middem erreichtem zufrieden sein... Habe ich mir jetzt sagen lassen, heh...
Ich fuhr schon am Samstag nach Flensburg, es gab ein Geburtstach zu feiern, und da der Carsten am Sonntag anderweitig beschäftigt war, dachte ich mir das ich der weißen Wucht mal ein bisll was an Liebe zukommen lassen mag, so wusch ich den Eimer schon Samstag am Nachmittag, und am Sonntag wurde den ganzen Tag poliert, gewienert, und der Cacklillack nicht einmal angesehen. Verweigerte er doch am Samstag Abend die Zusammenarbeit in dem er zunächst den Tank leergesoffen hat, und denn auf 3 von 8 Pötten lief... So habe ich den auf der Bühne abgestellt und im vorderem Bereich der Werkstatt am Granada poliert.
In dieser heiteren Atmosphäre verging mir der Sonntag mit Grundputzen der Karosse, und weil es so hypch wurde, tauschte ich den Alltagswagen für die nächsten paar Tage gegen den Knudsen und fuhr die Dicke am Abend in die Garage.
Montag früh musste der Cackillack aus der Werkstatt für... Irgendwas war da. Polo?
Als der Stefan die Möhre draussen sah, kam er gleich angedackelt und schlug vor ich könnte den mal bei Ihm waschen. Gute Idee. Drei Jahre Dreck und Schmodder klebten an der Karosse, einfach an die Tanke und waschen kommt mangels Kennzeichen nicht in Frage, also dankend annehmen. Solche Nachbarn braucht die Welt.
Ich fuhr noch schnell zum Lidl Scheuermilch und ein paar Lappen besorgen, als ich wieder da war stand schon ein Eimer mit Autoschampoo, ein Schlauch, irgendwelche Bürsten und was Du noch willst, bereit. So habe ich erstmal 3 Stunden damit zugebracht die Aussenhaut der Fuhre in einen Zustand zu versetzen der ein Weiterarbeiten erheblich erleichtern sollte.
Natürlich konnte nich meinen Schweinehund nicht überwinden und habe auf den Knien die Weißwandreifen mit Scheuermilch gereinigt, schwachsinnig die Dinger schon jetzt zu säubern, aber enorm Erfolgsaufpumpend wenn die Dinger wieder strahlen.
Auf jedem Fall stand erstmal die Bestandsaufnahme auf dem Zettel, ein paar Tage zuvor haben wir mit so einem Cadillac Kerl ausgemacht das wir seine Bude besuchen und schonmal was einkaufen. Erstmal Verschleißteile, aber dazu mus man auch wissen was man da braucht.
Also noch 3-4... 17 Runden um den Block geeiert, sich endlich getraut die Fenster komplett runter zu lassen und den Brummer was genossen bevor die Dunkelheit der Werkstatt das Ding verschluckt hat.
Rauf auf die Bühne, überlegen wo man den nun am besten anheben kann, und in luftige Höhe verfrachtet wo er die nächsten sechs Tage schwebend verbringen sollte.
Erste Bestandsaufnahme fiel recht ernüchternd aus.
Boden quasi nimmer da, Benzinleitungen Kacke, Beulen im Tank, zerfressene Schweller, hier ein Loch, da ein Loch, dort Rost, da Öl, da Öl, da Matschepampe, da Scheiße...
Die Teileliste umfasste rasch 20 Punkte, und dann beschlosen wir erstmal das man irgendwo anfangen muss. Also Räder ab, Bremstrommeln runter, gucken was da vor sich ging. Denn noch den Kofferraum ausräumen, ein Eimer dreck da rausgeholt, alles ausgesaugt und die erste Überaschung des Tages. Kofferraumboden an sich sah schonmal gut aus. Zwei Löcher in Radkästen, und halt Endspitzen durch...
Noch was gucken und das war es das erstmal. Ich hatte denn auch gleich einen Anfall an Putzwut und habe die Garage erstmal aufgeräumt, das mir die nächsten Tage eine Arbeitsfläche beschafft hat... Und Fragen nach jeder Schraube, nu weiß blos ich wo was liegt.
Am Dienstag zeitich aufstehen also Schicht im Schacht. Am Abend ruft nochmal dieser Cadillac Spezi an, er möchte sich vorbereiten, will wissen was es auf sich hat middem Dänemark, und warum in Deutschland das Auto, und überhaupt, als ich denn noch sage das wir nur wegen den Teilen da runter eiern versteht er die Welt nimmer...
Der Dienstag war denn auch der wichtigste Tag, wir haben mim Carsten etwas rechechiert, es gab da einen Cadillack Service in Unnau, im Westerwald, 640km eine Richtung ab Flensburg, Versand, angeblich alles auf Lager, nur alte Karren...
Nuja, ich hasse Versand, ich hasse Kreditkarte zahlen, ich will zunächst nichts in den Staaten bestellen, wird mir zu viel, zu kompliziert, ich mag mit den Papierchen bezahlen.
Aber Cadillac ist nunmal kein Focht, da habe ich drei Telefonnummern, und damit sind alle möglichen Probleme die so ein Ford sich so ausdenken kann praktisch gelöst. Hinzu kommt noch eine Szene die hilfsbereit ist, und auch die Erfahrung die ich in letzten Jahren sammeln konnte.
Beim Cackillack mus ich die Erfahrung noch sammeln, Szene an sich scheint nicht zu existieren, sind sich die Herrschaften wohl zu fein für. Und außerdem, wenn mir Wer sagt er könne alles besorgen, dann will ich auch wissen wer die Person dahinter ist. Sind ja Ersatzteile und keine Drogen.
Ausserdem könnten wir so einen Tag "on the road" verbringen was, mir zumindest, immer gut tut.
Mal was Anderes zu sehen, Sonne Tanken, Labern. Und wir könnten ja mim Caddy eiern, Motor durchpusten, auf dem Weg meine Reifen aufsammeln, und wir könnten Teile abliefern, und 6 Liter Diesel auf 100 verbrauchen.
Also, um vier sollten wir in Unnau sein, also punkt neun auf die Beine, ab zur Tanke und... Wie könnte es anners sein, waren wir erst gegen elf auf der Bahn... Ankunft 16.30 Uhr... Wird schon irgendwie.
Auf der Bahn gibt es aufer A7 ein Bilddinks für Toby:
Kurz vor Bremen Pipimaken und Fahrertausch. Carsten mahnt, mit der Bremsleistung des Golph ises nicht so wie soll. Joa... Is' schlecht. Aber naja. Gewöhnen und vorrauschauen, das kann ich ja.
Abfahrt A1 auf die A45, ich in die Eisen, der Golph reagiert zunächst garnicht und wird nur vom Gegenwind langsamer... Ui. Gucke auf das GPS, noch 150km, hoffentlich Autobahn. Hoffentlich... Im Endeffekt warn bloss 100km Autobahn, und der Rest über das bergigste Gelände das man sich hier oben nur vorstellen kann. Bremse unentbehrlich.
Auf der Autobahn Abfahrt trete ich die Bremse so fest ich kann, der Caddy entschleunigt nur zaghaft, Runterschalten hilft etwas, aber nicht so das man sich bei wohlfühlt. Der Carsten lacht, ich solle nur fester treten, aber unter dem Fuss fühle ich schon den Straßenbelag.
Nich' gut. Die letzten 40km sind eine Zumutung, Berg und Talfahrten, S-Kurven, immer wieder panisch bremsen, und auf letzten Centimetern doch noch zum stehen kommen.
Als wir am Ort sind bin ich nur noch genervt, weil es dort anscheinend nicht eine einfach so flache Straße gibt, als ich da noch ein mal zurückfahren muss, auf einer Steigung umdrehen sozusagen, habe ich den Kasten satt.
Carsten lacht immer noch weil er es nicht glaubt, der Caddy bremste Scheiße, aber nicht garnicht. Egal, weiter fährt er, ich steige nimmer hinter das Steuer von dem Müllhaufen, nicht in dieser Gegend.
Aber wir sind ja zum Cackillackteilekaufen gekommen, also erstmal zu diesem Andreas.
Ich klingele und erwarte einen Herrn in seinen fufzigern der mich püapü beraten wird, und vielleicht was verkauft, und eventuell auf rauswerfen wird. Seien Wir mal ehrlich, ich sehe wenich vertrauenserweckend aus, schweißgebadet wegen der Bremse, alte Jeans, Vans, Elvis auf dem Schört, dazu noch Carsten der nur lacht, wir würden als altes schwules Ehepaar durchgehen.
An der Türe ein hypches Blondes mädel, Typ? Pinup, tätöwiert, 50er Jahre frisur, und super nett. Innen drinne erstmal zwei Hunde die mit deren Übergewicht kämpfen, etliche Cadillacs, und ein Typ mit einem Sweatshirt in der Bux und einer Gürteltasche. Ist das der Typ? Nö, iser nicht.
Als wir uns kurz in der Garage mit Cadillacks, zwei Bühnen, und hunderten von irgendwelchen 50ies Gadgets vollgestopft ist umschauen, kommt der Herr der Cadillacks angeeiert, und entspricht so garnicht meinem lieblings Bild von Oldtimerreichgewordenopa. Dicker anfangvierziger Elvis trifft es eher, Arbeitsklamotten, weißes Schirt, Kotletten, Greaser halt.
Der Kerl ist super entspannt. Labert lustich vor sich hin und hat eigentlich alles wonach ich frage. Mir wird schon mal was mumlig, habe doch nur 1500 Euro bei und die Teilekiste wächst und wächst.
Dazu hat er wirklich zu jedem Pißteil auch was zu erzählen, erklärt geduldig was, wie dran kommt, macht bereitwillig und unaufgefordert alle Kartons auf nur um zu zeigen was es ist, sucht nach Glühbrinen und verströmt dieses "Kenne aus'm Efef - Frag".
So erfahre ich wie ich herausfinden soll das der Karrn' Nebelleuchten hat, so erfahre ich wie man was anbastelt, noch 1000 Tipps und Tricks, und wirklich bei Allem hat er eine Antwort parat.
Sein Kumpel, der Typ mit der Gurteltasche erweist sich als ebensolche Grube an nützlichem Wissen. Die Kerle kennen sich wohl aus'm Sandkasten, und nehmen sich wirklich Zeit um alles zu beantworten was wir wissen möchten. Wieso passen bloß 60 liter in den Tank wenn 80 rein müssten? Wie finde ich heraus was middem Blinker los ist, wie ist das, ist das normal, ist dies So wie muss?
Rein zufällig (nachdem die sich schon wundern ob wir wirklich einen Cadillack haben, weil wir schon über Innenraumbeleuchtung fragen), erfahre Ich das die Sonderausstattung an dem Wagen, die ich einfach so hingenommen habe, garnicht so häufig ist, so wird die Info das der Karrn' den Kofferraumschließmotor hat mit einem "ECHT?!", die Tatsache das auch die kleenen Fensterlein elektrisch sind mit "Ist ja Irre", und das Vorhandensein der Zierleisten anner Seite als "Total unüblich, Hammer" komentiert. Als ich dann noch erzähle das die Kiste auch noch zierleisten an den Türkanten hat und kein Flattop ist, wissen die Kerle nimmer was die Sagen sollen. Ich freue mich.
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