Der Fahrzeugname Taunus kann in der Geschichte der Ford-Werke auf eine lange
Tradition zurückblicken. Schon im Jahr 1939 liefen die ersten Modelle dieses
Namens von den Kölner Montagebändern. In unsicheren politischen Zeiten war
der deutsche Ableger des US-Autobauers bestrebt, seine Produkte mit
heimischen Namen zu zieren: Rheinland, Köln, Eifel – und Taunus. Und fast
hätte es 1952 auch einen Ford namens Hunsrück gegeben.
Doch dann trug das erste Fahrzeug nach Beendigung des Zweiten Weltkrieges
wiederum den seit zehn Jahren bekannten Namen Taunus. Über einen Zeitraum
von 23 Jahren (1948 bis 1971) folgten nach dem Buckel die Modellreihen G13
bis P7 – allesamt Taunus-Varianten.
Mit dem „Knudsen“-Taunus, der von 1970 bis 1975 gebaut wurde, wurde das Ende
einer Ära eingeleitet. Nachdem der „Knudsen“-Taunus mit dem auffälligen
Chrom-Erker durch ein Nachfolgemodell ersetzt wurde, dessen Produktion sich
auf die Jahre 1976 bis 1982 erstreckte, gehörte der Name endgültig der
Vergangenheit an. Dabei hatte Ford den Namen Taunus schon 1967 sterben
lassen, denn Marktforschungen hatten ergeben, dass er im Sprachgebrauch der
deutschen Autofahrer so gut wie gar nicht vorkam – und daher bedeutungslos
war.
Als der Name drei Jahre später überraschend wieder auftauchte, prangte er an
einem Fahrzeug, dessen markante Nase an einen Top-Manager bei Ford
erinnerte, der zwischenzeitlich schon vom gnadenlosen Alleinherrscher Henry
Ford II gefeuert worden war: Semon Emil Knudsen. Als der in Ungnade
gefallene Knudsen schön längst beim Konkurrenten General Motors angeheuert
hatte, geisterte sein Name immer noch durch die Ford Gemeinde – und wird
unauslöschlich mit der Taunus Baureihe der Jahre 1970 bis 1975 verbunden
sein.
Die Kölnische Rundschau fasste es in einem Testbericht witzig zusammen: „Die
Karosserie des Taunus scheint beim Publikum weiter gut anzukommen. Da hatte
Ford eine gute Nase, die es vorn am Bug sichtbar gemacht hat.“ Die Wiener
„auto revue“ fand, dem Taunus stünde „sie gar nicht einmal übel“.
Bei der Markteinführung schrieb die „auto, motor und sport“: „Es gibt das
neue Auto mit dem alten Namen …“. Aber es war weitaus mehr. Das neue Kölner
Produkt stieß auf eine ausgezeichnete Presseresonanz – sieht man einmal von
Straßenlage und vom Federungskomfort ab.
„Die attraktive, kompakte Limousine“, wie der Kölner Stadt-Anzeiger den
Taunus nannte, verfügte über viel Innen- und Kofferraum, war reichhaltig
ausgestattet und hatte eine ansehnliche Karosserieform. Das waren Vorzüge,
die die Kunden zu schätzen wussten. Sie liebten den Taunus; trotz seiner
anfänglich recht häufig auftretenden Kinderkrankheiten. Schon im ersten
Monat seines Produktionszyklus wurden im Vergleich zum Vorjahresmonat
genauso viele Taunus zugelassen wie von seinen Vorgängern 12M/15M und Capri
zusammen.
Und auch der „Knudsen“-Nachfolger, das letzte Modell, das den Namen Taunus
trug, war für Ford eine Erfolgsgeschichte. Zusammen mit seinem britischen
Schwestermodell Cortina (mit dem Hüftschwung) war diese Baureihe über Jahre
das meistverkaufte Auto der europäischen Mittelklasse.
Als 1982 die Markeinführung des Taunus-Nachfolgers Sierra anstand, zitierte
„Der Spiegel“ einen Ford Manager mit Blick auf den Neuen: „Da bleib nur
wenig von dem, was früher Taunus hieß.“ Und auch der Name war nun nicht mehr
gefragt. Ein neuer musste her, „weil die neue Markt-Philosophie einen für
ganz Europa akzeptablen Namen verlangt.“
Der Name Taunus war jedoch nicht weniger akzeptabel. Im Laufe seiner
zwölfjährigen Produktionszeit hatte das Fahrzeug im Grunde nur eine einzige
wesentliche Auffrischung erfahren – Anfang1976, als ein Modellwechsel
anstand. Dazwischen lagen lediglich kleinere optische und technische
Verbesserungen und Ergänzungen. Beim letzten Taunus der Baujahre 1980 bis
1982 blieben kaum noch Wünsche mehr offen. Die Qualität hatte höchste
Ansprüche erreicht und die „Auto Zeitung“ bezeichnete den Kölner als
„Komplett-Auto“ und „Dauerbrenner“, der „proper ausgestattet wie ein
Japaner“ war.
Ein Kapitel dieses Buches habe ich dem Taunus aus argentinischer Produktion
gewidmet. Lange, nachdem er in Europa schon nicht mehr gebaut wurde, lief er
im argentinischen Ford Werk Gral Pacheco vom Band. Insgesamt wurden dort
etwas mehr als 197.000 Fahrzeuge gebaut, die heute eine Legende, ein wahrer
Klassiker sind, und die ein jeder kennt und liebt.
ISBN 978-3-86245-619-2
96 Seiten, ca. 140 Fotos
Format: ca. DIN A4
Hardcover
Erscheint im April 2011 im GeraMond Verlag, München
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