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OT: Lektor/-in gesucht
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Lisa zog Mantel und die Schuhe aus, zündete im Wohnzimmer einige Kerzen an und verschwand dann in der Küche. Auch Laura entledigte sich ihres Trenchcoats und der etwas unbequemen Schuhe. Darunter trug sie ein schlichtes, leicht grünlich schimmerndes Cocktailkleid und wenn man sehr genau hinsah, konnte man erkennen, dass es ein ganz klein wenig transparent war. Sie hatte schon immer Wert auf gute Kleidung gelegt und man konnte es ihr auch ansehen, dass sie die letzten Jahre in einer der führenden Modemetropolen verbracht hatte. Dabei wirkte ihre Garderobe aber nie aufdringlich oder protzig, sondern immer zurückhaltend und dezent. Mit einer Flasche Champagner und zwei Gläsern tauchte Lisa wieder auf. Laura hatte ein Foto, das Lisa mit ihrer Zwillingsschwester Lena und Steffi zeigte, vom Schrank genommen und betrachtete es lächelnd. „Hast du mal wieder was von Steffi gehört? Wie geht es ihr?“, erkundigte sie sich nach Lisas damaliger Lebensgefährtin. „Weiß nicht. Sie hat ab und zu geschrieben, früher, aber jetzt schon länger nicht mehr. Setz dich doch.“ Lisa drückte ihr eines der Gläser in die Hand. Mit einem lauten „Plopp“ öffnete sich die Flasche und ein Schwall des teuren Getränks ergoss sich auf den Fußboden. „Ups“, lachte Lisa und schenkte schnell ein. „Auf uns“, stieß sie dann mit Laura an. „Auf LiLa“, antwortete die. „Wer ist Lila?“ „Lisa und Laura!“ Lisa lächelte und spitzte die Lippen zu einem kleinen Küsschen mit Champagnergeschmack. Dann ließen sich die zwei auf der mit vielen Kissen dekorierten Couchlandschaft nieder. Lisa nahm eins der Kissen und legte ihr Kinn darauf. „Weißt du was?“ „Was?“ „Ich bin so froh, dass du wieder da bist. Ich hab dich echt vermisst.“ „Ich dich auch. Das war eine lange Zeit. Und es hat sich so viel verändert.“ „Ja“, stimmte Lisa zu, fuhr mit der Zunge am Rand ihres Glases entlang und die kleinen sprudelnden Perlen kitzelten ihre Nasenspitze. „Weißt du noch, damals, wie wir mit Steffi und Dinchen nach Berlin gefahren sind, zur Love Parade?“, erinnerte sie sich an früher. „Das war so lustig.“ „Und laut. Ich hab das Dröhnen heute noch im Ohr“, verdrehte Laura die Augen. „Auf Berlin!“ Lisa stieß erneut mit ihr an und schwelgte dann weiter in der Vergangenheit. „Und du hast so geil ausgesehen in deinem quietschgelben Bikini!“ „Das weißt du noch?“ „Klar.“ Laura hielt kurz inne. „Soll ich dir was gestehen?“ Lisa rückte mit ihrem Kissen etwas näher zu ihrer Freundin und schaute ihr in die Augen. „Was denn?“ „Guck nicht so, dann kann ich nicht.“ „Was?“ Laura hielt Lisa ihr leeres Glas hin und die schenkte nach. „Dir was verraten.“ „Soll ich weggucken?“ Sie drehte ihren Kopf zur Seite und schüttete dabei etwas Champagner auf Lauras Hand. „Oh, entschuldige!“, kicherte sie. „Nein, jetzt sei doch mal ernst.“ „Warum?“ „Weil ich dir was sagen will.“ „Dann mach doch.“ Laura trank zügig ihr Glas leer und hielt es Lisa erneut hin, während sie den verschütteten Champagner von der anderen Hand leckte. Betont ernsthaft goss die nach und fragte: „Na?“ „Weißt du, damals, in Berlin…“ „Ja?“ „Da hab ich mich ganz schön ich dich verknallt.“ Lisa machte eine Pause und es erschien ein ganz besonderes Lächeln auf ihrem Gesicht. „Ich weiß.“ „Das weißt du? Ich, ich meine, das hast du die ganze Zeit gewusst?“ „Natürlich.“ „Uff. Aber warum hast du denn nie was gesagt?“ „Du hast ja auch nichts gesagt. Und schließlich war ich ja mit Steffi zusammen. Du hattest dann deinen Tom und als das kaputt ging, ging alles so schnell und weg warst du. Da hatte ich keine Chance.“ „Ja aber, wenn ich das gewusst hätte.“ „Was wäre dann gewesen?“ „Weiß ich auch nicht.“ Laura machte ein nachdenkliches Gesicht und hielt Lisa erneut das leere Glas hin. Die schüttete den Rest aus der Champagnerflasche ein und ging in Richtung Kühlschrank, um Nachschub zu holen. „Wärst du nicht nach Amerika gegangen und hättest Dick geheiratet?“ rief sie aus der Küche. „Keine Ahnung. Wohl doch.“ „Siehst du, und darum habe ich auch nichts gesagt. Ich wollte dir nicht im Weg sein.“ „Aber, aber du… Ich habe immer gedacht, du bist glücklich gewesen mit Steffi.“ Laura hörte wieder ein „Plopp“ und den sich auf den Küchenboden ergießenden Schaumwein, was Lisa mit einem Quietschen kommentierte. „War ich ja auch“, bestätigte sie dann, während sie mit der geöffneten Flasche zurückkam. „Aber das musste ja nicht heißen, dass du mir egal warst.“ Sie ließ sich wieder auf der milanofarbenen Sitzgarnitur nieder und füllte erneut beide Gläser.
„ Was meinst du, wie es mir ging, als damals dein Brief kam und klar war, dass du in New York bleibst. Wochenlang hab ich geheult.“ „Oh Gott, das tut mir leid.“ Laura rückte dicht neben Lisa und umarmte sie herzlich. „Das wusste ich doch alles nicht.“ „Eigentlich wollte ich dir das auch nie sagen.“ „Warum nicht?“ „Weil ich nicht wollte, dass du ein schlechtes Gewissen hast meinetwegen.“ „Und jetzt?“ „Jetzt weißt du’s.“ „Ja.“ „Und?“ „Hm, der Schampus haut ganz schön rein.“ „Mehr?“ Lisa füllte die Gläser noch einmal. „Ja, nein, doch. Ich weiß nicht. Jetzt bin ich ganz durcheinander.“ „Das wollte ich nicht.“ „Ist doch nicht deine Schuld. Ich hab ja damit angefangen.“ „Du hast gesagt, du bist damals in mich verknallt gewesen.“ „Ja.“ „Und heute?“ „Wie meinst du das?“ Lisa stellte den Champagner beiseite, beugte sich zu Laura herüber und küsste sie lang und intensiv. „So.“ Dann nahm sie wieder ihr Glas, lehnte sich zurück und wartete auf Lauras Reaktion. Die befeuchtete erneut ihre Lippen mit dem Edelgetränk und man konnte ihr ansehen, wie tausend Gedanken auf einmal durch ihren Kopf schossen und sie angestrengt versuchte, diese zu ordnen. Doch alles, was sie sagte war: „Ach so.“ Lisa sah sie weiter neugierig an und Laura senkte den Kopf. „Ich weiß nicht“, äußerte sie unsicher. „Was weißt du nicht?“ Lisa rückte wieder näher und begann, an Lauras Dekolletee zu nesteln. „Ob wir das tun sollten.“ „Warum nicht? Es tut doch niemandem weh. Und wir haben es uns doch beide lange gewünscht, oder nicht?“ Mit einem leisen „Mhm“ bestätigte Laura diese Vermutung, nahm eine von Lisas pechschwarzen Haarsträhnen und ließ sie langsam durch ihre Finger gleiten...