Nachdem ich ja bereits eifrig nach einer bezahlbaren Transportgelegenheit gesucht hatte, war es vergangenen Donnerstag endlich so weit: der Umzug meiner Möbel nach Basel.
Es hätte besser nicht laufen können. Mein Nachbar, der einen 914er Porsche fährt, hatte an einen Club-Kollegen in Essen eine Teileauflösung in Thalwil (45 Minuten von hier) vermittelt. Dort gab ein VW-Händler und passionierter VW-Porsche-Fan seine seit 1972 gehortete Ersatzteilsammlung auf - so bot der Kollege aus Essen an, anstatt einer Leerfahrt meine Klamotten mit in die Schweiz zu fahren.
Also sattelte ich den Ghia und startete um 03.00 gen Ruhrpott. Das Wetter war denkbar beschissen, und die Prognose für den Raum Essen noch beschissener.
Die Ankunft in Essen war dann auch erwartungsgemäss ätzend - bis auf die Hauptstrassen war nichts, aber auch wirklich nichts geräumt. Auf einer bis zu 10 Zentimeter hohen Schneedecke driftete sich der Taunus durch die Essener Peripherie, und das trotz Allwettergummis erstaunlich gut - ich weiss wirklich nicht, warum Hecktriebler keine guten Autos auf Schnee und Eis sein sollen. Um den Driftspass standesgemäss abzuschliessen und weil ich auch so gut in der Zeit lag, fuhr ich erst mal zum Schrotti meines Vertrauens, Teile mopsen.
Dann kam der unangenehme Teil. Steffi musste leider arbeiten, denn sie wäre mit Sicherheit die einzige meiner Leute gewesen, auf die ich mich hätte verlassen können und die tatsächlich zum Helfen gekommen wäre - alle anderen liessen sich nämlich nicht blicken. So wuchtete ich 8 Umzugskartons, einen Stapel auseinandergebauter Regale und ne Menge loses Zeug allein in den Taunus - über zwei Etagen ohne Aufzug. Der Taunus ging zwar etwas in die Knie, blieb sonst aber ziemlich unbeeindruckt und fror derweil munter zu. Gegen 20.00 kam dann der MaxiCaddy incl. Mammutanhänger für den ganzen Möbelkram und drei Kollegen des 914er-Club-Deutschland - es war schon beeindruckend, das ich auf keinen meiner Kumpels bauen konnte, mir dafür aber 3 supernette, völlig wildfremde Porschefahrer beim Wuchten meiner Möbel halfen. Inzwischen nebelte es fröhlich vor sich hin - glatte Strassen allein wären ja auch keine wirkliche Herausforderung gewesen.
Gegen 21.00, ohne nennenswerte Pausen, schauckelte der vollbepackte Ghia wieder gen Autobahn, um wie zu besten Bosporuszeiten die Tangente in den Süden zu bezwingen.
Die Bahn war frei, kaum störende LKWs unterwegs und bereits die ersten Kilometer völlig entspannt. Der Motor klang toll, hatte aber dank der Beladung keinen Dampf mehr an der Kette - dafür hatte der Wagen den Grip einer Planierraupe. So brabbelte der Taunus mit 130 über die Piste, fühlte sich dabei ein wenig wie ein wellenreitendes Motorboot an und soff auch ähnlich so viel. Also gabs kurz vor Karlsruhe für den V6 erst mal einen kräftigen Schluck aus dem Spritkännchen und für mich nen Schluck aus dem Kaffeeautomaten.
Selten habe ich es derart klirrend kalt erlebt, dennoch brachte es die Heizung auf mollige Temperaturen. Der Himmel war klar, die A5 menschenleer, der Mond schien hell und tauchte die Umgebung in ein gespenstisches Licht. Als dann auch noch "Silent running" von Mike and the mechanics im Radio lief, war meine kleine Welt für einen kurzen Moment wieder in Ordnung. Um 01.30 passierte ich mühelos den unbewachten Schweizer Grenzübergang.
Der Morgen danach.
Gegen 11 am Morgen kam die Möbelkarawane unsere Strasse raufgekrochen - und so schnell, wie die Karre beladen war, war sie auch wieder leer. Mein Nachbar lud zu Brötchen und Kaffee, anschliessend ging es gemeinsam nach Thalwil, um dort die Fuhre mit unzähligen 914-Teilen zu beladen. Es war schon spassig mit anzusehen, wie sehr sich 911er-Fahrer und 914er-Piloten überhaupt nicht leiden können - der Umgangston konnte sich durchaus mit dem in unserem Forum messen.
Wieder zuhause, hatte ich jetzt noch den Taunus vor der Türe stehen - der wie ein Airbus nach einer 6fachen Erdumrundung aussah. Für den tollen Job, mit seinen 30 Jahren (im Dezember hatte er seinen runden Geburtstag) zuverlässig an einem Tag runde 1500 Kilometer abzuspulen, und das vollgepackt, gab es eine Luxus-Textil-Plüschiwüschi-Kuschelwäsche mit Unterbodenwäsche und allem drum und dran. Er hatte es aber auch bitter nötig...
Verbrauch von Schmierstoff: nicht messbar. Verbrauch von Sprit: 13,4 Liter (ist in Anbetracht der saftigen Beladung und der Witterung aber auch völlig okay).
Transportschäden: keine.
Bleibt mir noch der Dank an die nette Truppe von lustigen Porsche-Piloten - das war ganz grosses Kino. Einen Porsche kaufe ich mir deswegen aber trotzdem nicht. :D