Raketentechnik Teil I: Ventilfedern mit Hausmitteln prüfen, messen, einstellen...

  • Weil ich in den letzten Tagen mehrere Anfragen wegen Ventilfedern hatte, wollte ich mal ne kleine Anleitung basteln:


    Man braucht eine Standbohrmaschine, eine Personenwaage, eine Holz- oder Metallplatte zur Kraftverteilung auf der Waage, eine grosse Unterlegscheibe, Messschieber, Innentaster.



    Beim V6 ist die Einbaulänge der Ventilfeder im Kopf 40,26 mm bei geschlossenem Ventil, siehe WHB. Also wird der Innentaster ertmal auf diese Maß eingestellt, mit Hilfe vom Messschieber. Das auf 1/100 einzustellen ist natürlich Blödsinn :cursing: , +/- 0,5mm reicht immer, so siehts aber nunmal hochwichtig aus:



    Jetzt kann die Einbaulänge der Feder im Kopf geprüft werden. Einfach Ventil einbauen, Federteller mit den Keilen aufsetzen und den Federteller mit der Hand hochziehen, so das der Teller komplett an den Keilen anliegt und das Ventil komplett geschlossen ist. Ist die Einbaulänge für die Feder jetzt zu lang, füttert man entsprechende Distanzscheiben (Normteile) unter. Komplizierter wirds, wenn das Maß zu klein ist, was aber seltener vorkommt. Dann kann man entweder den Ventilsitz tiefer in den Kopf fräsen (nicht gut, strömungsungünstig), oder den Federsitz auf dem Zylinderkopf tiefer fräsen, oder den Federteller abdrehen (auch nicht gut, Federteller ist gehärtet, Bruchgefahr).



    Jetzt wird die Feder selbst geprüft. Feder untd Unterlegscheibe auf die Holzplatte legen, alles auf die Personenwaage packen und die Waage auf 0 stellen.



    Nun einfach die Feder mit der Bohrmaschine so weit zusammendrücken, bis die Einbaulänge erreicht ist, also wieder die 40,26mm, hier geprüft mit dem Innentaster, geht natürlich auch mit dem Tiefenmass des Messschiebers. Nun kann man die Federkraft an der Waage ablesen. Diese Feder hat in Einbaulänge bei gechlossenem Ventil eine Kraft von ca. 39 kg, ist eine viel gebrauchte 2,8er Feder, Sollwert laut WHB ist 38,2 - 42,0, also ok.



    Jetzt kann man am Bohrtiefenmass den Ventilhub der verwendeten Nockenwelle einstellen, hier 11mm.



    Nun die Feder um diese 11mm weiter zusammendrücken, also ist die Federlänge jetzt 40,26mm - 11mm = 29,26mm



    Jetzt kann man auf der Waage die Federkraft ablesen, mit der die Ventilfeder bei 11 mm geöffneten Ventil drücken würde, hier ca. 72 kg, was etwas wenig für eine 2,8er Feder ist, das muss sie eigentlich schon bei 9,4 mm Ventilhub mindestens bringen, nicht erst bei 11mm. Diese Feder ist also verschlissen. Damit würde der Motor wahrscheinlich nicht mehr voll ausdrehen.



    Hier kann man auch sehen, dass diese Feder bei 11mm Ventilhub noch lange nich auf "Block" geht, ist also noch Luft für mehr Ventilhub.


    Einmal editiert, zuletzt von Willi ()

  • willi, genau solche sachen brauchen wir hier! supergeil! :spitze: und bei der gelegenheit kann ichs ja verraten: auf dauer gibts hier nen Wiki nach vorbild wikipedia wo solche artikel veröffentlicht werden können! natürlich werden diese dann auch durch entsprechend viele leute mit der entsprechenden ahnung geprüft und dementsprechend freigegeben damit nicht jeder irgendwas schreiben kann!

  • ...wird die Federlänge bei gedrückter Feder nochmal gemessen, oder wird da nur der 11mm-Weg eingehalten?
    Frage nur, weil ja die Personenwaagen auch einen gewissen "Feder(-arbeits-)weg" haben.
    Wenn man den nicht berücksichtigt, dann passt´s sicher nicht?


    Edith will unbedingt noch die Schmerzgrenze wissen:
    Ab welcher Abweichung von der Soll-Länge sollte die "Vorspannhöhe" korrigiert werden??
    Wenn man bedenkt, dass man bei jeder Ventil-Einstell-Aktion das Mass erhöht... :gruebel:

    Einmal editiert, zuletzt von franz ()

  • Da hast du natürlich völlig recht Fred, normal muss die Federlänge auch bei zusammengedrückter Feder gemessen werden, um den Arbeitsweg der Waage zu berücksichtigen. Bei den meisten Personenwaagen ist der Weg aber ziemlich klein, meine Waage drückt sich bei gut 100kg Belastung um ca. 0,5mm zusammen. Bei den 33kg Differenz, wie oben zwischen Einbaumass und 11mm Ventilhub, ist der Arbeitsweg der Waage also ziemlich klein. Für den Hausgebrauch kann man das eigentlich vernachlässigen.


    Recht hast du natürlich trotzdem, zumal es bestimmt auch Waagen mit mehr Arbeitsweg gibt.


    Man kann schlecht sagen, ab wieviel Federlänge man korrigieren muss. Genau genommen müsste man die bestimmte Feder nachmessen, um zu sehen, wieviele Kilos bei welcher Länge noch übrig sind. Normalerweise wird man bei 0,5mm Differenz noch nix merken. Die Federlänge ändert sich ja auch nur durch Ventilnachstellen wegen eingearbeiteter Ventilsitze. Bei Einstellung wegen eingearbeiteter Kipphebel, Stössel oder Stösselstangen ändert sich nichts an der Federlänge.

  • :winke:


    Ich weiß, das Thema ist sehr alt - aber ich bin hier per Google draufgestoßen und wollte fragen, ob die Anleitung noch mit Fotos irgendwo existiert?


    Grüß,
    Robin

  • Hi Robin, hab von sowas nicht viel Ahnung, aber auch ohne Bilder für mich verständlich. Ständerbohrmaschiene zum Feder zusammen drücken......würde auch ein Ballanzie oder Handhebelpresse gehen......brauchst halt was stabiles zum Ferdern zusammendrücken und ne Wage die das abkann.
    *Gruß Hoffy !!!